Mit rund 170 Leihgaben, verteilt auf sechs Themen-Stationen, erschließt die Ausstellung Werk und Denken zweier österreichischer Avantgardisten. Beide glaubten an die utopische Kraft der Architektur, beide stellten den Menschen ins Zentrum des Gebauten – in deutlicher Abkehr vom dogmatischen Funktionalismus der Moderne. Obwohl sich Friedrich Kiesler (1890–1965) und Walter Pichler (1936–2012) nur einmal begegneten – 1963 in New York –, wirkt ihr Schaffen, als seien sie enge Vertraute gewesen.
So kann die Präsentation „Visionäre Räume. Walter Pichler trifft Friedrich Kiesler“, die zuvor im Wiener Belvedere gezeigt wurde, bei ihrer Parallelaktion aus dem Vollen schöpfen. Für die Krefelder Station hat das Kunst- und Architekturkollektiv raumlaborberlin eine Ausstellungsarchitektur entworfen, die den zukunftsweisenden Konzepten der beiden Dioskuren einer experimentellen Baukunst Rechnung trägt. Kiesler, der als bildender Künstler, Designer und Bühnenbildner ebenso in Erscheinung trat wie als Architekturtheoretiker, emigrierte 1926 in die USA.
Walter Pichler, der in Südtirol geboren wurde und sein Leben in Österreich verbrachte, kam von der Bildhauerei, setzte jedoch schon früh Akzente im Grenzbereich von Skulptur und Gebautem. Gewiss kein Zufall, dass seine erste Ausstellung, die er 1963 gemeinsam mit Hans Hollein in der Wiener Galerie nächst St. Stephan bestritt, den Titel „Architektur“ trug.
Den Auftakt der Krefelder Schau bildet Friedrich Kieslers saalfüllende „Raumstadt“ – die Zukunftsvision einer schwebenden Stadt. Mit seinem eiförmigen „Endless House“ schuf er einen Prototyp der organischen Architektur, die heute weltweit Auftrieb erfährt. Wie Kiesler ging es auch Walter Pichler darum, die „Architektur von den Zwängen des Bauens befreien“. Von diesem Ideal künden in den Kunstmuseen Krefeld unter anderem futuristische Designobjekte, Körpererweiterungen und pneumatische Gebilde.