Für viele gehört das Werk von Thomas Mann (1875 – 1955) zu den unvergesslichen Leseerfahrungen, für andere ist es noch zu entdecken. Thomas Mann ist der Autor, der mit der Zeit, die seine Romane in Anspruch nehmen, herrlich unbesorgt umgeht. Und in der Tat, bei ihm sind Romane wie Musik eine Zeitkunst. Nicht allein darin ist Thomas Mann ein Verteidiger des 19. Jahrhunderts.
Thomas Mann hat mit seinen Romanen wie dem "Zauberberg" und dem Zyklus "Joseph und seine Brüder" Meisterwerke der Literatur geschaffen, deren besonderer Reiz nicht zuletzt im verschmitzten Humor liegt. Und darum lernen wir auch hier wieder: Literatur macht glücklich. Nachdem er für "die Buddenbrooks" den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte, habe er seinen Bruder nie wieder wirklich unglücklich erlebt, so berichtet Heinrich Mann.
Der Erzähler, der "raunende Beschwörer des Imperfekts", hat bei Thomas Mann zwar noch seine feierliche Würde, die alle Fäden in der Hand haltende olympische Übersicht allerdings längst eingebüßt. Die Haltung bleibt, der Humor hilft.
Michael Schikowski ist für Verlage und Buchhandlungen tätig und war Lehrbeauftragter an den Universitäten Bonn und Düsseldorf. Seit einigen Jahren hat er sich als Rezensent bei Deutschlandradio Kultur und mit literarischen Lesungen einen Namen gemacht.