In ihrem neuesten Stück feiert eine geheime, internationale Künstlerinnenversammlung im Namen der Göttinnen Demeter und Persephone die mysteriösen Feierlichkeiten unter neuen Vorzeichen zusammen. In Performances, Ritualen und Gesängen beschwören sie die Toten herauf, beklagen ihre verlorenen Töchter und feiern das Prinzip der Wiedergeburt und die Mysterien des Lebens. Sie erproben gemeinsam mit allen Anwesenden in einer 30-stündigen Performance die antike Kunst der Sorge und der Versammlung als postantikes Theaterfest neu.
Auf ausgedehnten Recherchereisen nach Athen und auf die Peloponnes hat das kainkollektiv in den vergangenen zwei Jahren die „historischen & mythischen Ursprünge“ des europäischen Theaters im antiken Griechenland erforscht, um der damaligen „Kunst der Versammlung“ auf die Spur zu kommen. Und ist dabei auch auf das antike Frauentheaterfest der Thesmophorien gestoßen, das immer im Herbst zu Ehren der Göttinnen Demeter und Persephone drei Tage und drei Nächte lang gefeiert wurde.
Unter dem Titel "Thesmophoria. The new ancient theatre" lädt das kainkollektiv nun zusammen mit einem Ensemble von internationalen Künstlerinnen dazu ein, in einer 30-stündigen Performance dieses Fest nicht nur zu rekonstruieren, sondern für unsere aktuelle Lage neu zu erfinden. Auf den Spuren der Geschichte der Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Demeter und ihrer von Hades geraubten, in die Unter- und Totenwelt entführten Tochter Persephone, soll es auf die Suche danach gehen, was uns diese mythische Geschichte über uns und unsere gegenwärtige globale Lage zu erzählen vermag. Die Künstlerinnen teilen, erlernen, probieren dabei unterwegs verlorengegangene Gesten und Rituale miteinander aus, die erlauben sollen, Visionen für ein „gutes Zusammenleben“ in einer nahen Zukunft nicht nur zu imaginieren, sondern auch auszutesten und zusammen zu feiern.
In Performances, Tanz, Musik, Film, Ritualen und Workshops – den sogenannten Sorgeschulen/Schools of Care – sollen diese Visionen lebendig werden. Denn die Zuschauer*innen sind nicht nur zum Schauen und Hören eingeladen, sondern auch zum Erleben sowie zum Bleiben. Wer mag, kann die vollen 30 Stunden mit dem Ensemble im Theater verbringen, zusammen Zeit und Raum teilen, essen, gar im Theater übernachten. Es ist aber ebenso möglich, die Thesmophorien zu verlassen – und zu einem späteren Zeitpunkt wiederzukommen und damit den 30 Stunden mit einem eigenen Rhythmus zu begegnen.
Dabei stehen neben Lecture Performances und Workshops auch so lebenspraktische Dinge wie das Verteilen von Ohropax und Schlafbrillen, Gute-Nacht-Geschichten aus dem Hades und eine Silent Disco auf dem Programm. Am nächsten Morgen wird nicht nur gemeinsam gefrühstückt, sondern auch Yoga angeboten.
Mehr Infos gibt es hier: https://kainkollektiv.de/de/projects/thesmophoria-the-new-ancient-theatre/