BühneSchauspiel

Theater an der Ruhr versetzt Georg Büchners „Woyzeck“ ins Heute

bis 26.01.2024
Das Kollektiv Glossy Pain zeigt am Theater an der Ruhr eine bemerkenswerte zeitgenössische Version von Georg Büchners Dramenfragment "Woyzeck".

Es ist ein echter Theatercoup, der Regisseurin Katharina Stoll und dem Kollektiv Glossy Pain mit dieser „Woyzeck“-Überschreibung gelungen ist. Sie rücken die Perspektive auf den Alltag und die Lebenswelt junger Menschen: Marie und Margret sind beste Freundinnen, sie teilen eine Wohnung und ihr Leben. Daran ändert sich auch nichts, als Franz Woyzeck, ihr Nachbar, dazukommt und sich in Marie verliebt.

Marie und Woyzeck sind zwei sehr unterschiedliche Menschen, und ihre Beziehung verschiebt sich, fast unmerklich, stumm – bis sie in roher Gewalt endet. Auf der einen Seite erlebt man ein ganz neues Stück, das einen sehr genauen Blick auf moderne Großstadt-Beziehungen wirft. Auf der anderen Seite bleibt die Überschreibung Georg Büchner und seiner expressiven Sprache überraschend treu. So wird das berühmte Dramenfragment zu einer faszinierenden Folie für das Porträt einer toxischen Beziehung, die in einer Tragödie mündet. Und dabei wesentliche Fragen aufwirft, die schon in Büchners ambivalenter Woyzeck-Figur von 1836 angelegt sind.

Was lässt Männer zu Tätern werden? Nach welchen Vorstellungen von Beziehungen leben wir? Ist eine andere Sprache als die der Gewalt möglich? Katharina Stolls Inszenierung gibt Antworten, die eine fast schon utopische Dimension haben – getragen von der Idee einer radikalen Zärtlichkeit als Gegenmodell zu männlicher Gewalt.

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