Wenn Licht (sich) bricht, gibt es keine Scherben – sondern allererst eine sichtbare Welt. In Scherben aber kann Licht sich betörend brechen: der Sonnenstrahl in einem Stück Glas, der Schein einer Straßenlaterne im Splitter des Asts, der nachts in einer Pfütze schwimmt, das Lodern der Kerze, das Schillern des Regenbogens in einem zerbrochenen Spiegel, einer einzelnen Träne. So viel Schönheit, etwas Neues entsteht im freien Spiel von Scherben und Licht.
Große Komponist*innen bringen kleinste Fragmente zum Leuchten, machen aus „Scherben“ Neues, etwas Ganzes. Aus Motiven und Themen, die sie drehen und wenden, andern entgegenstellen, in weitere Kontexte tragen, verzieren, variieren, erweitern, wieder zusammensetzen, komponieren, entstehen Welten.
In „Shards of Light“ machen Tabea Debus und Samuele Telari solche Splitter in den Werken, die aus ihnen entstehen, hörbar. Etwa Bachs ergreifendes Thema des Siciliano seiner c-Moll Sonate, aus dem später das große „Erbarme dich“ seiner Matthäus-Passion wird. Der Argentinier Alex Nante greift in „Herbstlicht“ Bachs 2. Französische Suite auf. In Dowlands melancholischer Tränen-Pavane, aus der später das berühmte Lied „Flow my tears“ wurde, erkennt man in den vier absteigenden Tönen, die sich wiederholen, fallende Tränen. Welch geheime Scherben hat Simone Cardini dem Duo, das er für Tabea und Samuele komponiert hat, eingeschrieben?
Tabea Debus, international preisgekrönt, verfolgt derzeit noch von London aus eine weltweite Karriere, im Oktober tritt sie eine Professur in Hannover an. Auch Samuele Telari gewann renommierte internationale Wettbewerbe. Konzerte führten ihn durch ganz Europa, nach Russland und Kolumbien. Er ist Professor am Konservatorium Domenico Cimarosa im italienischen Avellino.
Besetzung
Hoijin Kwon Blockflöte Lea Sobbe Blockflöte Melanie Flores Cembalo Ekachai Maskulrat Cello Pablo Fitzgerald Erzlaute, Barockgitarre
Programm
A BIRD FANCYER’S DELIGHT
Johan Wash (1666-1736)
The Starling
Henry Purcell (1659-1695)
A Birds Prelude
Sonata VII in C-Dur Z. 808
William Williams (1675-1701)
Sonata Secunda
Sonata in Imitation of Birds
Angelo Michele Bartolotti (1615-1681)
Passacaille in G-Dur
Jacques-Martin Hotteterre (1673-1763)
Doux sommeil
Pourquoi doux Rossignol
Jean Philippe Rameau (1683-1764)
Le Rappel des Oiseaux
Johann Christoph Pez (1664-1761)
Concert pastorella
Marco Uccellini 1603/10-1680)
Sonata XVII
Aria sopra „La Bergamasca“
Claudio Monteverdi (1567-1643)
O come, sei gentile, caro augellino
Tarquinio Merula (1595-1665)
Sonata 20: Ciaccona für 2 Violen und
Basso obligato
Mehr Informationen: https://www.summerwinds.de/veranstaltung/ensemble-sonorita/