Steht da ein Riese im Museum? Oder ist der Ausstellungsraum etwa eine Puppenstube? Das könnte man sich fragen mit Blick auf Wolfgang Tilmans irritierende Fotoarbeit von 2007. So kann es gehen, wenn die Kunst Größenverhältnisse aus den Angeln hebt. Noch mehr Beispiele für erstaunliche, oft irrwitzige und zuweilen auch unheimliche Dimensionsverschiebungen in der Fotografie sind nun in der Ausstellung „Size Matters“ im Kunstpalast zu bewundern. Auf der langen Künstler*innen-Liste stehen etwa Klassiker*innen wie Bernd und Hilla Becher oder Karl Blossfeldt, vertreten mit seinen streng formalen um ein zigfaches vergrößerten Pflanzenfotos. Düsseldorfer Stars sind dabei wie Thomas Ruff oder Andreas Gursky, bekannt für seine großformatigen Totalen, in denen der Mensch allenfalls als Ameise geduldet ist.
Außerdem jüngere Fotograf*innen – Morgaine Schäfer zum Beispiel, Lucia Sotnikova oder Alex Grein, über Kirschlorbeer-Zweig man sich nur wundern kann. Denn das in natura eher unscheinbare Gewächs bekommt in Greins Schwarzweiß-Foto einen spektakulären Auftritt. Beinahe majestätisch lehnt der „Prunus Laurocesarus“ an einer weißen Zimmerwand, gleich neben einer Tür, die er wie selbstverständlich überragt, wobei die Riesenblätter ihre Schatten auf den Parkettboden werfen. Im Kunstpalast machen Arbeiten wie diese deutlich, welche künstlerischen Möglichkeiten die Skalierung der Bildgegenstände oder Bildformate eröffnet – aber auch, wie gut sie als Mittel der Manipulation funktioniert.