Obwohl der Roman das Wort „Vater“ in seinem Titel trägt, kommt genau diese Person in Negati Öziris Debüt am wenigsten zu Wort. Denn Metin, so der Name des Vaters, hat Frau und Kinder verlassen – und seine Familie damit für immer gezeichnet. Aus der Sicht des Sohnes Arda erzählt Öziri, welche Spuren er hinterlassen hat.
Als Arda schwer erkrankt ins Krankenhaus kommt, wendet er sich an Metin und berichtet ihm, was er alles verpasst hat: „Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war.“ In einer schnellen, kraftvollen Sprache schildert er das Aufwachsen in einer Familie, die aus der Balance geraten ist. Er beschreibt eine Jugend zwischen Einbürgerungstest und Bahnhofsvorplatz. Gemeinsam mit seinen Freunden erlebt Arda Polizeikontrollen, erste Liebe und Drogenrausch. Bojan, Danny und Savaş sind sein stabiler Anker, bis auch sie nach und nach verschwinden.
In dichten, intensiven Szenen zeichnet Arda auch den Weg seiner Schwester Aylin und seiner Mutter Özlem nach. Beide gehen haltlos durchs Leben und finden erst an Ardas Krankenhausbett wieder einen gemeinsamen Platz.
Negati Öziri wuchs im Ruhrgebiet auf und lebt in Berlin. Sein Roman „Vatermal“ stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und ist für den aspekte-Literaturpreis nominiert. Er ist bei Claassen erschienen und hat 304 Seiten.