KunstArchitektur

Museum der Baukultur NRW: Ausstellung „Kirchen als Vierte Orte“

01.09.2024 - 06.10.2024
Veranstaltungsort
Ehemalige Heilig-Geist-Kirche Essen
Eine Ausstellung in der Essener Heilig-Geist-Kirche dokumentiert 26 ehemalige Gotteshäuser in Nordrhein-Westfalen, die eine neue Bestimmung gefunden haben.

Hierzulande sind die Mitgliederzahlen der beiden großen Konfessionen im freien Fall. Deshalb erweisen sich die meisten Kirchen als überdimensioniert. Weil der Unterhalt historischer Kirchengebäude zudem viel Geld verschlingt, geschieht immer öfter, was noch vor 70 Jahren undenkbar schien: Kirchen verlieren ihren Kultstatus und werden zum Objekt auf dem Immobilienmarkt.

Dass diese Entwicklung auch positive Seiten haben kann, verdeutlicht eine Ausstellung des mobilen Museums der Baukultur NRW: „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“ dokumentiert 26 Beispiele umgenutzter Kirchen in Nordrhein-Westfalen. Zudem beleuchtet die von Felix Hemmers kuratierte Schau die Hintergründe dieser Transformationen in Form von Video-Interviews – zu Wort kommen beispielsweise Architekt*innen, die mit solchen Umbauten befasst waren, Pfarrer*innen, Gemeindemitglieder*innen oder Immobilienentwickler*innen.

Ideal, dass der Ausstellungsort, den der in Gelsenkirchen ansässige Baukultur-Verein bespielt, zugleich ein Exponat ist: Die Essener Heilig-Geist-Kirche, 1956–1957 von Dominikus und seinem Sohn Gottfried Böhm erbaut, wird seit 2020 nicht mehr liturgisch genutzt. Welche Zukunft diesem Zeugnis der beiden renommierten Kirchenarchitekten bevorsteht, ist derzeit in der Schwebe.

Mit dem Charakter und der Würde der Bauwerke am besten vereinbar sind kulturelle Umnutzungen. Hierfür kann die Ausstellung eine ganze Reihe geglückter Metamorphosen ins Feld führen: beispielsweise St. Ursula in Hürth bei Köln, noch ein Bau von Gottfried Böhm, errichtet 1954–1956, 1993 unter Denkmalschutz gestellt. 2010 erwarb der Galerist Rafael Jablonka das Gebäude und machte daraus einen sakral aufgeladenen Kunstraum, die „Böhm Chapel“.

An Beispielen für ‚Kulturkirchen‘, in denen Ausstellungen, Performances, Konzerte oder Lesungen stattfinden, mangelt es ohnehin nicht in NRW: Die Friedenskirche Bochum, die Liebfrauenkirche Duisburg und die Kreuzeskirche in Essen beweisen, dass diese Bauten reichlich Potenzial besitzen, obwohl sie ihren Status als Gotteshäuser verloren haben. Daran gilt es anzuknüpfen. Schließlich droht bis zu 50 Prozent der Kirchengebäude in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten der Leerstand. Von den ungefähr 6000 Kirchen in NRW könnten also schlimmstenfalls bis zu 3000 überflüssig werden. Keine schönen Aussichten.

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Museum der Baukultur NRW: Ausstellung „Kirchen als Vierte Orte“

01.09.2024 - 06.10.2024
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Ehemalige Heilig-Geist-Kirche Essen

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