
Vor einem halben Jahrhundert verschob die Gebietsreform die Grenzen von Städten und Gemeinden. Zum Jubiläum blickt das Kulturbüro Münsterland unter dem Titel „Schilderwechsel – 50 Jahre Gebietsreform im Münsterland“ darauf zurück: Fünf Kunstprojekte beleuchten die umstrittene Grenzverschiebung und ihre Folgen für die Region. Eines davon ist „Mapping Stories – Karten, Gebiete, Geschichten“ von der Künstlerin Nikola Dicke im Kreis Coesfeld. Sie hat aus Gesprächen und Kreiskarten Trickfilme erschaffen und zeigt diese unter freiem Himmel.
„Die Gebietsreform hat das Leben vieler Menschen im Münsterland tiefgreifend verändert, auch das meiner Familie. Heute, Jahrzehnte später, sind die damaligen Entscheidungen zwar Geschichte, doch ihre Auswirkungen noch spürbar. Mein Anliegen ist, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu befragen und diese exemplarisch durch im öffentlichen Raum projizierte Trickfilme leicht zugänglich zu machen. So gebe ich ihnen eine Stimme und bewahre ihre persönlichen Geschichten“, sagt Künstlerin Nikola Dicke über ihr Projekt. Die Auswirkungen der Gebietsreform zeigten sich beispielsweise bei den Verbreitungsgebieten der Lokalzeitungen bis heute. So lesen etwa Menschen aus Gescher ihre Nachrichten in der Coesfelder Allgemeinen Zeitung, obwohl sie zum Kreis Borken gehören.
Für „Mapping Stories“ hat die gebürtige Lüdinghausenerin zahlreiche Zeitzeug*innen aus fünf Orten im Kreis Coesfeld nach ihren Erfahrungen mit der Gebietsreform befragt. Aus diesen erstellt sie Trickfilme in Mixed-Media-Technik, die sie anschließend mit handgezeichneten Kreiskarten ihres Vaters kombiniert. Er war Vermessungsingenieur beim Altkreis Lüdinghausen und später beim Kreis Coesfeld. Anschließend gehen die Filme in den befragten Orten als Open-Air-Kino auf Tour. Am jeweiligen Projektionsort findet ein öffentliches Erzählcafé mit Zeitzeug*innen statt. Die Geschichten, die sich aus den Filmscreenings vor Ort ergeben, werden in die Filme eingefügt, sodass zum Abschluss eine mehrteilige Filmprojektion entsteht. Die Endfassung ist vom 3. bis 8. Mai in der Burg Vischering zu sehen – die Finissage des Projekts am 8. Mai, 18 Uhr, ist Teil der Präsentationswoche aller „Schilderwechsel“-Projekte.