Kunst

Grand Snail Tour Station #3: Loslassen in Hamminkeln

31.10.2024
In Xanten und Wesel haben die Urbanen Künste Ruhr mit ihrer Grand Snail Tour bereits Halt gemacht. Als dritte Station steht nun Hamminkeln an. Dort geben Kasia Fudakowski und Lydia Röder Einblicke in ihr Schaffen - beide bewegt die Endlichkeit des menschlichen Lebens.

Kasia Fudakowski und Lydia Röder sind Mitglieder von The Association for the Palliative Turn (APT), einer Gruppe von Menschen, die sich selbst als "palliativ neugierig" bezeichnen. Kasia Fudakowski beschäftigt sich in ihrem für die Grand Snail Tour entstandenen Projekt "Palliative Patterns" mit der Frage, wie wir – anstelle der allgegenwärtigen Verdrängung – mit dem Wissen um unsere Sterblichkeit umgehen können. Palliativ zu leben bedeutet für sie, der Qualität den Vorrang vor der Quantität zu geben und anzuerkennen, dass das Leben ein Ende haben wird. Fudakowskis neue Arbeit verwendet histologische Krankheitsbilder, vervielfältigt und spiegelt deren Details, um faszinierende, komplizierte und doppelbödige Muster zu schaffen. Im Gespräch mit Britta Peters, Künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr, stellt sie "Palliative Patterns" vor. Die Berliner Expertin für Sterben, Tod und Trauer Lydia Röder zeigt danach in einer Klang-Performance, wie das Instrument Körpertambura zum Einsatz kommen kann.

Das Programm in Hamminkeln:

15:30 bis 19:30 Uhr: Non-Stop Screening von Kasia Fudakowskis Word Count #1-9

In einer nahen Zukunft stellen Forscher*innen einen Zusammenhang zwischen dem steigenden Meeresspiegel und der Anzahl der am Tag auf der Welt gesprochenen Wörter fest. Folglich muss das Sprechen radikal beschränkt werden – auf 433 Wörter am Tag pro Person. Angelehnt an John Cages Komposition 4'33", in der kein einziger Ton gespielt wird, heißt das entsprechende Gesetz „Cage Law“. In den verschiedenen Episoden ihrer filmischen Serie Word Count entwirft Kasia Fudakowski eine dystopische Welt, in der zur Verhinderung der Klimakatastrophe das Recht auf Kommunikation fundamental eingeschränkt wird. Soziales und ökologisches Klima sind hier aufs Engste miteinander verbunden.

18:00 bis 18:45 Uhr: Ein Gespräch unter Sterblichen

Mit Kasia Fudakowski, Lydia Röder, Britta Peters

18:45 – 19:15 Uhr: Körpertambura – Klangperformance Lydia Röder

Kasia Fudakowski

Kasia Fudakowski (*1985, London) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre vielfältige und spielerische Praxis, die Skulptur, Film, Performance und Schreiben umfasst, erforscht soziale Rätsel durch materielle Begegnungen, surreale Logik und Theorie. Ihre konzeptuellen Arbeiten folgen strengen, selbstauferlegten Regeln. Meistens entwickelt und erweitert sie diese über mehrere Jahre hinweg.

Lydia Röder

Lydia Röder hat über 20 Jahre einen Hospizdienst geleitet. Seit Beginn ihrer beruflichen Laufbahn arbeitet sie mit Menschen am Lebensende. Heute ist sie eine Fachfrau für die Themen Leben, Sterben, Tod und Trauer. In ihrer Arbeit und im Leben ist es ihr ein Anliegen, mit Menschen in Resonanz zu gehen.

Trailer

Einen wesentlichen Bestandteil der Tour bildet ein - sich sukzessive erweiternder - Pool an Arbeiten (internationaler) Künstler*innen, die individuell vor- und ausgestellt, vor allem jedoch tatsächlich benutzt werden. Sie leuchten von Weitem, wärmen oder schützen vor Regen, laden zum Verweilen, zum Austausch und zur Auseinandersetzung ein – und vieles mehr.

Local Blackouts – Lütfiye Güzel

Lütfiye Güzel, 1972 in Duisburg geboren, publiziert seit 2014 Gedichte unter ihrem eigenen Label go-güzel-publishing. 2017 erhielt sie den Literaturpreis Ruhr. Ihre Local Blackouts sind eine poetische Auswertung örtlicher Nachrichten. Durch das Ausstreichen und Schwärzen von Textpassagen in Lokalzeitungen und -beilagen lässt Güzel nach und nach 53 Gedichte für die Grand Snail Tour entstehen.

Chronik

Begleitet wird die Grand Snail Tour von Künstler*innen, die Eindrücke in der jeweiligen Stadt sammeln und diese visuell oder literarisch ins Bild setzen. So entsteht allmählich eine vollständige Reisechronik: ein Kaleidoskop an Momentaufnahmen aus den 53 Städten der Region.

Chronist in Hamminkeln: Erdem Teper

Erdem Teper schreibt über alles, was Erdem fühlen lässt. Themengebiete in der Poesie sind oftmals philosophisch-religiösen Kontexten entsprungen. Erdem möchte mit Kunst erinnern, dass das Wort das einzige sein sollte, was den Menschen bewegt, nicht die äußeren Umstände, nicht diese Welt, die sich dreht, verkehrt - sondern vielmehr das innere Selbst.

Die Grand Snail Tour 2024 – 2027

Die Grand Snail Tour ist ein mobiles Aktions- und Ausstellungsprojekt, das im Verlauf von drei Jahren durch alle 53 Städte des Ruhrgebiets reist. Das Projekt widmet sich experimentell und innovativ wichtigen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens: Wem gehört der öffentliche Raum und wie können wir Orte der Zusammenkunft schaffen oder bestehende Räume aktivieren? Welche Rolle spielt Kunst dabei? Wie kann Kunst zu den Menschen kommen, statt nur geduldig auf sie zu warten? Die Grand Snail Tour möchte vielfältige Eindrücke hinterlassen, gemeinsame Erfahrungen anbieten und zum Mitreisen einladen. Die nächsten Stationen in diesem Jahr sind Hünxe (21.11.) und Schermbeck (12.12.2024).

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Grand Snail Tour Station #3: Loslassen in Hamminkeln

31.10.2024

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