

In klaren, knappen Sätzen beschreibt ihre Ich-Erzählerin, wie sehr die Sucht das Leben ihrer Familie bestimmt – und wie selbstverständlich Alkohol zum Alltag gehört: nach Feierabend, auf dem Schützenfest, bei Familienfeiern. Der Vater trinkt, spielt, arbeitet – und nennt seine Tochter liebevoll "Motte".
Doch das Kind wächst auf mit ständiger Sorge: Kommt der Vater heil nach Hause? In welchem Zustand wird er sein? Zwischen Abstürzen und Ausbrüchen gibt es trotzdem immer wieder Momente der Nähe: "Unter dem Tisch verhaken mein Vater und ich unsere kleinen Finger. Wir tun so, als sei das alles nie passiert." Schätte schildert eine Kindheit voller Widersprüche – von Angst, Verantwortung und Zusammenhalt, von Zärtlichkeit und Schmerz. Und sie zeigt, wie sich Sucht in Familien weiter fortschreiben kann: Auch die Erzählerin wird später mit Alkoholproblemen kämpfen.
"Das Schwarz an den Händen meines Vaters" ist ein berührendes Buch, das Leser*innen von der ersten Seite an mitnimmt – intensiv, nahbar und authentisch. Nicht zuletzt, weil die Autorin aus Lüdenscheid als gelernte Psychiatriekrankenschwester bis heute suchtkranke Menschen begleitet.
"Das Schwarz an den Händen meines Vaters" ist bei Fischer erschienen. 192 Seiten. ISBN: 978-3-10-397657-1