Die Konkrete Poesie – mitunter auch Visuelle Poesie genannt – erweitert unser herkömmliches Verständnis von Lyrik, indem sie die optischen und akustischen Aspekte der geschriebenen Sprache zum Vorschein bringt. Um dieser experimentellen Form der Textpräsentation ein Schaufenster zu geben, hat die Streetpoetin Vera Vorneweg im vergangenen Jahr den „Kunstkiosk“ ins Leben gerufen.
Zur nächsten, der vierten Veranstaltung der Reihe hat Vorneweg zwei Künstlerinnen eingeladen, die als Grenzgängerinnen zwischen Literatur und bildender Kunst hervorgetreten sind. Zum einen Francesca Grosso – die Römerin arbeitet auch als Illustratorin. Ihre Zeichnung „Abbraccio“ verschmelzt die Silhouette zweier Menschen, die sich umarmen, mit einer dicht zusammengefügten Textwand in einer innigen Symbiose. Ihre Texte trägt Grosso in italienischer Sprache vor – anschließend liest die Übersetzerin Elisa Harnischmacher eine deutsche Version. „Gerade im Konzept der Konkreten Poesie spielen Wortklang und Melodie eine große Rolle“, sagt Vera Vorneweg. „Deshalb passt das Konzept der Mehrsprachigkeit auch perfekt zum Kunstkiosk.“
Außerdem plant Francesca Grosso eine Live-Writing-Performance zum Thema „Feind“; die Besucher*innen können sich mit eigenen Beiträgen in das Kunstwerk einbringen. Nadine Pitthan, der zweite „Kunstkiosk“-Gast an diesem Abend, wurde 1994 in Düsseldorf geboren, gewann 2016 den Schreibwettbewerb „Wir machen Druck" und hat sich seit 2020 auf Grafikpoesie spezialisiert – ihre Arbeiten, gekennzeichnet durch ein Wechselspiel von Lyrik und Vektoren, sind in verschiedenen Magazinen veröffentlicht worden.
Der vierte „Kunstkiosk“-Abend findet am 16. November statt. Gäste sind dann die Autor*innen Oswald Egger und Mati Shemoelof und die Übersetzerin Gundula Schiffer. Der Eintritt zu den Lesungen ist frei.