Wie stark sind Gemeinschaften? Wie gelingt es, dass die Stadtgesellschaft (wieder) zusammenkommt? Auch mit solchen Fragen will sie sich beschäftigen, die Auftaktausstellung der Kunsthalle Barmen. Schließlich soll es um "Shared Spaces" gehen, um geteilte Räume - im wörtlichen, wie im übertragenen Sinn.
Fest steht, dass die ehemalige Ruhmeshalle für drei Jahre mit Gegenwartskunst und Vermittlungsangeboten wiederbelebt wird. Dahinter steckt die Bergische Universität Wuppertal. "Mit der Kunsthalle soll ein inspirierender und diskursiver Ort des Austauschs und gemeinschaftlicher Erfahrungen für ein diverses Publikum entstehen", heißt es in der Ankündigung.
Die Ausstellung "Shared Spaces" verlässt dafür auch die gewohnten vier Wände: Sie bewegt sich von den rund 400 m2 großen Ausstellungsflächen im ersten Obergeschoss bis auf den Vorplatz. In Zeiten eines rauen und kühlen gesellschaftlichen Klimas sollen die künstlerischen Arbeiten Räume eröffnen: für soziale Praktiken und Empowerment, für Irritationen und Reflektionen. Zu den künstlerischen Arbeiten zählen unter anderem Neon- und Licht-Installationen, Videos, Soundarbeiten und Performances unter anderem von Francis Alÿs, Monica Bonvicini, Paul Budniewski, Antje Engelmann, Heiner Franzen, kinesic, Katerina Matsagkos, Rita McBride, Laure Prouvost, Michael Sailstorfer, Isaac Chong Wai und Raul Walch.
Die leuchtende Neonarbeit Be Afraid of the Enormity of the Possible des chilenischen Künstlers Alfredo Jaar an der Fassade der Kunsthalle Barmen kündigt ihr Programm bereits an. Der Vorplatz wird belebt durch eine Sauna mit integrierter Bar des Künstler:innenkollektivs Baltic Raw Org und einen Brunnen als sozialer Treffpunkt des Künstlers Raul Walch. In hunderte von Metern Stoff gehüllt, lädt die Künstler:innengruppe common ground die Teilnehmenden ein, sich „einzukleiden“, während sie durch die Stadt Wuppertal fließen. Zur Eröffnung wird mit Nachbar*innen und der Künstlerin Sonja Alhäuser ein künstlerisches Bankett für alle Eröffnungsgäste errichtet.
Die Design-Studiengänge haben eine flexible Ausstellungsarchitektur gestaltet, auf die Besucher*innen bereits im Foyer der Kunsthalle treffen. Im Ausstellungsraum wartet eine immersive Lichtinstallation von Ivana Franke, die mit geschlossenen Augen eine überraschend intensive Erfahrung bietet und eine Arbeit von Michael Sailstorfer, die rein olfaktorisch wahrnehmbar ist. Die Installationen von Laure Prouvost und Antje Engelmann wollen den Blick in Richtung "shared world" erweitern und auch danach fragen, wie wir unsere Gegenwart in Zukunft erinnern wollen. Bei Heiner Franzen stehen die Besucher*innen überlebensgroßen Nachrichtensprecher*innen auf Videomonitoren gegenüber – in Momenten, in denen sie schweigen.
Die Ausstellung bewegt sich entlang des Spannungsfeldes zwischen gesellschaftlichem Zusammenhalt und dem Gefühl, auf sich selbst zurückgeworfen zu sein; zwischen Identitätsbildung, Sprachlosigkeit und der Befragung sozialer Normen und Rituale. Sie will als Einladung verstanden werden, die Stärken von Gemeinschaften zu erkunden und einander neu zu begegnen.
Die Kunsthalle Barmen wird von der Bergischen Universität Wuppertal betrieben. Unter dem Motto „Verstehen, Vermitteln, Gestalten" ist sie regional wie international anerkannt. Das prägt auch die Fakultät für Design und Kunst in ihren drei Abteilungen Industrial Design, Kunst, Mediendesign und Raumgestaltung. Eine Besonderheit der Kunsthalle Barmen ist das Zusammendenken von Ausstellungskuration und Vermittlung. Ein Fokus liegt auf Vermittlungsansätzen durch die Universität.
Im Kunsthalle Barmen LAB, einem Labor für kulturelle Bildung, werden Stadtbevölkerung, Anwohner*innen und Studierende in unterschiedlichen Formaten und Programmen zusammengeführt. Gestaltet wird es durch Katja Pfeiffer gemeinsam mit weiteren Lehrenden, Studierenden, städtischen Initiativen, Bildungseinrichtungen und Bürger*innen. In fünf Seminaren sind bereits jetzt etwa 60 Studierende involviert. Sie entwickeln eine flexible Ausstellungsarchitektur, eine mobile Laboreinrichtung sowie ein Leitsystem zu den Ausstellungen. Zudem sind sie an der Konzeption, Organisation und Durchführung der Vermittlungsprogramme maßgeblich beteiligt.
Geplant sind Veranstaltungen, die Familien, Anwohner*innen, Besucher*innen und Passant*innen einladen, den Kunstort kennenzulernen. Dazu finden Führungen und Workshops statt, aber auch Angebote und Formate für Schüler*innen, Kinder und Jugendliche, Studierende und Communities. Isabelle Meiffert wird jährlich zwei Ausstellungen internationaler Gegenwartskunst kuratieren. Hinzu kommen drei weitere Formate, die die Professorinnen Katharina Maderthaner und AnneMarie Neser mit den künstlerischen Mitarbeitern Sebastian Bartel, Marc Kox, Momo Trommer und Christoph Westermeier und Studierenden der Fakultät für Design und Kunst entwickeln.