In seinem Roman „Alte Meister“ schildert Thomas Bernhard den misanthropischen Musikkritiker Reger, der jeden Tag ins Kunsthistorische Museum Wien geht. Im Bordone-Saal bringt er sich vor Tintorettos „Weißbärtigem Mann“ in Stellung, um über Kunst, Musik oder Philosophie zu sinnieren. Und um über die Kunsthistoriker und das Publikum abzulästern, weil weder die Experten noch die Laien von der Malerei der Alten Meister Ahnung hätten, wie er meint.

Auf Bernhards Spuren wandelt der Düsseldorfer Künstler Carl Brandi. Gemeinsam mit der Kulturellen Bildung des Kunstpalasts hat er den Charakter des „Grumpy Guide“ entwickelt. Brandi verkörpert die Figur als schlechtgelaunter Cicerone bei Führungen durch die Sammlungen des Museums am Ehrenhof. Joseph Langelinck, so der ‚richtige‘ Name des „Grumpy Guide“, ist der Nachfahre eines ehemaligen Direktors der Düsseldorfer Gemäldegalerie. Sein Groll gilt einigen Künstler*innen und den Werken, die unter seiner Führung niemals einen Weg in die Sammlung des Kunstpalastes gefunden hätten. Vor allem aber nervt ihn die Ahnungslosigkeit der Besucher*innen.

„Gerade in einer Branche, die sich oft sehr ernst nimmt, setzen wir hier bewusst auf einen Perspektivwechsel und sprechen mit Humor und einer Prise Selbstironie all jene an, die sich nicht mit Hochkultur-Klischees identifizieren, aber trotzdem neugierig auf Kunst sind“, so Generaldirektor Felix Krämer über das neuartige Vermittlungsformat.

Die Idee basiert auf einem Phänomen, das aus Restaurants bekannt ist. Mitunter erfreuen sich hier gerade schlecht gelaunte Kellner*innen besonderer Beliebtheit, weil sie sich vom Mainstream abheben. „Grumpy Guide“ scheucht seine Gruppe (maximal 60 Teilnehmer*innen) auf einer einstündigen Tour durch die Sammlung des Kunstpalastes und stellt im Stile eines Oberlehrers knifflige Fragen. Offenbar nimmt es ihm das an der Nase herumgeführte Publikum nicht übel: Nach der Premiere im Mai waren die Folgetermine rasch ausverkauft. Nun sind Tickets für weitere Zusatztermine erhältlich.