Kunst

„Grow It, Show It! Haare im Blick von Diane Arbus bis TikTok“

13.09.2024 - 12.01.2025
Veranstaltungsort
Museum Folkwang
Museum Folkwang
Dass Haare nicht nur schmücken und schützen, sondern zudem eine symbolische Botschaft transportieren, beweist das Museum Folkwang mit einer Foto-Ausstellung, die etliche Frisur-Facetten zum Vorschein bringt und vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht.

Mit seiner aktuellen Lifestyle-Schau, die das Museum mit Fotografien, Videos und Filmclips aus Kunst, Mode und Social Media in einen Haarsalon verwandelt, knüpft das Folkwang an seine frühe Historie an: 1911, als sich das Museum noch in Hagen befand, nahm der Gründer Karl Ernst Osthaus die dort stattfindende Haupttagung der deutschen Friseur-Innung zum Anlass, um dem Sujet eine eigene Ausstellung zu widmen. Neben antiken Toiletten- und Schmuckgegenständen zeigte er auch vorbildlich gestaltete Friseurplakate.

Osthaus war seiner Zeit voraus. Und das Museum Folkwang ist ebenfalls nicht von gestern – um das Mindeste zu sagen. Miriam Bettin und Thomas Seelig, die beiden Kurator*innen der „Grow It, Show It!“-Präsentation, veranschaulichen, wie sich die Frisuren im Laufe der Zeit wandelten. Und was diese Veränderungen der Haartracht über die Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Alltag aussagen. Berücksichtigt werden dabei auch queer-feministische, körperpolitische und postkoloniale Diskurse.

Besonders einprägsame Variationen des haarigen Themas verdanken wir der Modefotografie. Hier kann die Ausstellung mit einschlägigen Beispielen punkten – darunter Fotografien von Helmut Newton, Chaumont-Zaerpour und Suffo Moncloa. Ein besonderer Hingucker ist Moncloas Bild „Gucci/The Face Issue“. Es entstammt einer dynamischen Serie, die der angesagte Fotograf für das Magazin „The Face“ produzierte, um die „Gucci Aria“-Kollektion ins rechte Licht zu rücken. Hier stehen dem Modell die Haare derart zu Berge, dass man meinen könnte, ein geheimnisvoller Magnetismus zöge es im nächsten Moment aus dem Bild heraus.

Vorrangig um sozialen Status und Repräsentation geht es in den Fotografien von Samuel Fosso, Yinka Shonibare, Herlinde Koelbl und August Sander. Weil das Museum Folkwang über eine ausgezeichnete Fotosammlung verfügt, kann es frisurenmäßig aus dem Vollen schöpfen. Welchen symbolischen Zauber Haare in Spiritualität, Ritual und Performance entfalten können, darum geht es in den Arbeiten von Bubu Ogisi, Rotimi Fani-Kayode, Laura Aguilar und Tunga.

Nicht zuletzt kann man mit einer Frisur, die gegen Normen verstößt, Widerstand leisten. Davon handelt das Musical „Hair“ – dessen Zeile „Grow it, show it, long as I can grow it, my hair“ lieferte die Inspiration für den Ausstellungstitel. 1968 feierte „Hair“ seine Uraufführung am Broadway. Das Hippie-Musical entstand vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs und der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Mit langen Haaren gegen das Establishment aufbegehren, diese Strategie sorgte Ende der sechziger Jahre auch hierzulande für Furore.

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„Grow It, Show It! Haare im Blick von Diane Arbus bis TikTok“

13.09.2024 - 12.01.2025
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