
Im Frühjahr 1912 verliebt sich der junge Oskar Kokoschka (1886-1980) in Alma Mahler (1879-1964), Witwe des Komponisten Gustav Mahler und gut bekannt in der besseren Wiener Gesellschaft. Wenig später porträtiert er sie nach Art der Mona Lisa. Auch dieses Werk ist nun im Museum Folkwang zu sehen. Die dortige Ausstellung widmet sich der intensiven Liebe, die Mahler und Kokoschka für einige Jahre verband und den Künstler in eine Art Schaffensrausch versetzte.
Kraftvolle, ja aufgewühlte Gemälde wie „Doppelbildnis Alma Mahler und Oskar Kokoschka“, „Frau in Blau“ oder „Die Windsbraut“ bezeugen die Leidenschaft Kokoschkas. 1919 ließ er sogar eine Puppe nach dem Vorbild der Geliebten anfertigen. Mithilfe dieses Fetischs hoffte er darüber hinwegzukommen, dass sie ihm nach einer dreijährigen ‚Amour fou‘ ohne viel Federlesens den Laufpass gegeben hatte.

Das Doppelbildnis von 1912 zählt zu den Spitzenwerken innerhalb der Sammlung zur Moderne im Museum Folkwang. Dessen Direktor, Peter Gorschlüter, hatte den zündenden Einfall, die Frau, die als Komponistin, Musikerin, Autorin, Salondame, Muse und Femme fatale in viele Rollen schlüpfte, mit der gern grenzüberschreitenden Gegenwartskunst in Verbindung zu bringen. So entstand die Idee zum interdisziplinären Festival „Doppelbildnisse. Alma Mahler-Werfel im Spiegel der Wiener Moderne“. Daran beteiligt sind sechs Kulturinstitutionen: das Aalto Musiktheater, die Alte Synagoge – Haus jüdischer Kultur, die Essener Philharmoniker, die Folkwang Universität der Künste, das Museum Folkwang und die Philharmonie Essen.

Der Eintritt zu der Kokoschka/Mahler-Präsentation, die in die Dauerschausammlung integriert wird, ist kostenlos; allerdings muss man vorab ein Zeitfensterticket buchen. Die Kabinettschau präsentiert Kokoschkas Zeugnisse seiner Liebeslust, darunter Gemälde, Zeichnungen sowie sehr persönliche Fächer, die er für Alma anfertigte; als „Liebesbriefe in Bildersprache“ hat der Künstler sie bezeichnet. Sein Ziel, sie auf immer an sich zu binden, erreichte er dennoch nicht. Nach einer dreijährigen Amour fou gab Alma ihm ohne viel Federlesens den Laufpass und heiratete den Architekten Walter Gropius.