Die Erfindung der Fotografie revolutionierte im 19. Jahrhundert das Sehen und die visuelle Kultur. Dabei feierten viele das neue Medium nicht bloß als technische Errungenschaft, sondern mehr noch als neue Kunstform. Allen voran Julia Margaret Cameron (1815–1879): »Es ist mein Bestreben, die Fotografie zu veredeln und ihr den Charakter und den Nutzen der hohen Kunst zu sichern«, so die Fotografin. Kratzer, Flecken, Fingerabdrücke – alles macht Cameron auf ihren Abzügen sichtbar und lässt so ihren künstlerischen Schaffensprozess nachvollziehbar werden. Auch verwendete die Fotografin als eine der ersten Unschärfe als Stilmittel – später ein wichtiges Kennzeichen des fotografischen Piktoralismus, der um 1900 als erste Bewegung der Kunstfotografie aufkam. Wichtige Impulse gingen dabei nicht zuletzt vom Symbolismus aus. Das Clemens Sels Museum in Neuss geht aus von seiner starken Sammlung symbolistischer Kunst, um Einflüssen dieser Strömung auf die Geschichte der Fotografie nachzuspüren. Zugleich sollen Werke zeitgenössischer Künstler*innen wie Thomas Ruff oder Elger Esser belegen, dass auch die Fotografie von heute sehr malerisch wirken kann.