Ein schattiges Plätzchen am Strand von Antibes… Als Roger Broders sein verlockendes Plakat 1927 gestaltet hat, war solch ein Luxus längst nicht jedem vergönnt. Eher waren es Aristokraten und Millionäre, später auch Filmstars, die das Flair der Côtes d’Azur genossen. Während der Durchschnittsbürger daheim blieb und sein Fernweh mit Bildern und Reiseberichten stillte. Reiseplakate wurden zu Sehnsuchtsflächen – zu »Reisen im Kopf«. Davon erzählt die Ausstellung im Museum Folkwang und versammelt dazu rund 300 historische und zeitgenössische Plakate, hinzu kommen Photochrome, Postkarten und der Nachbau eines Kaiserpanoramas. Die Reise startet hier gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit Plakaten, die für exklusive Ziele, vor allem in Europa und Nordafrika werben.

Mit den 1920er und 1930er Jahren ändert sich die Sprache, oft rücken nun bequeme und vor allem schnelle Reisezüge ins Zentrum. In die Luft geht es seit den 1950er Jahren: Airlines beauftragen namhafte Künstler, Motive für ganze Plakatserien zu entwerfen. Jetzt wird es nicht mehr lang dauern, bis ab den 1970er Jahren mit dem Massentourismus eine neue Ära anbricht – in Antibes und auch anderswo. Wem es nun zu eng wird am Strand, dem stellt die NASA 2019 eine Alternative in Aussicht: eine Plakatserie, die fiktive Reisen zu fernen Planeten beschreibt.