Als „Stück der Stunde“ bezeichnet Barbara Frey Shakespeares abgründiges Meisterwerk „Der Sommernachtstraum“. Die Intendantin der Ruhrtriennale setzt mit dieser, in der gewaltigen Dimension der Kraftzentrale beheimateten Produktion die auf drei Jahre angelegte Zusammenarbeit mit dem Burgtheater Wien und dessen herausragendem künstlerischen Ensemble fort.
Seit mehr als 400 Jahren verzaubert und verwirrt „Der Sommernachtstraum“ sein Publikum gleichermaßen. Gattungsbegriffe scheinen zu versagen, denn der Text mäandert durch die verschiedenen Genres – vom höfischen Spiel zum derben Schwank, vom Traumspiel zum philosophischen Exkurs, von der Komödie zur Tragödie.
Shakespeare konfrontiert uns darin mit der Zumutung der Nicht-Berechenbarkeit. Wir verirren uns mit den einander Jagenden im nächtlichen Wald, der unser Sehvermögen einschränkt, die Trennbarkeit von Wahn und Realität verschwimmen lässt. Ist der Wach- oder der Traumzustand wirkmächtiger, und wie unterscheiden sie sich überhaupt? Wer gibt uns warum und zu welchem Zweck die Träume ein, denen wir nachstreben oder die uns heimsuchen? Hat der Mensch einen eigenen Willen?
Barbara Frey lotet nicht nur das hohe spielerische Potenzial des Stückes aus. Sie fragt auch danach, ob uns die so weit entfernte Vergangenheit nicht Wesentliches über unsere krisengeschüttelte Gegenwart mitzuteilen hat – ist die Renaissance doch nicht nur die Wiege unseres Selbstverständnisses, sondern auch der Ursprung des Paradoxons, mit dem wir seither leben.
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