In Xanten feierte man Eröffnung, in Wesel wurde gelesen, „Loslassen“ hieß das Motto in Hamminkeln, und in Hünxe-Bruckhausen war „Reparieren“ angesagt. Die Grand Snail Tour hat sich offenbar gut warmgelaufen, denn in Schermbeck steuert sie mit ihrem Markttrailer nun die Eisdiele an. Auch wenn Plätzchen natürlich besser zu Saison passen würden.
Vor Ort wollen Pani Kostka und Mecedes Tuccini vom Künstler*innen-Duo „Die RuhrgebietsSpatzen“ beim Eisbecher zum Verweilen und Diskutieren einladen (von 16 bis 17 Uhr). Später am Nachmittag (von 17.15 bis 18 Uhr) kommt Dietmar Osses, stellvertretender Direktor des Ruhrmuseums, vorbei und spricht mit Michele Mondin, ein ausgewiesener Experte für Eisdielen-Ausstattung. Dabei soll es etwa um den Einzug der Eisdielen ins Ruhrgebiet gehen. Ab 18.15 Uhr wollen die RuhrgebietsSpatzen dann das subversive Potenzial der Schlagerwelt untersuchen. Dazu passt ein eigens produziertes Musikvideo unter der Mitwirkung der Gahlener Jagdhornbläser.
Gemütlich machen kann man es sich zwischendurch wieder im mobilen Snail-Tour-Hauptquartier. Die Kissen und Vorhänge in dem umgebauten und künstlerisch ausgestatteten Markttrailer hat Kasia Fudakowski beigesteuert. Das eigenwillige Design der Heimtextilien basiert auf histologischen Aufnahmen, die Fudakowski aus der frei zugänglichen Bilddatenbank Wikimedia Commons gefischt hat. Krebs oder Schlaganfall, Demenz oder Bluthochdruck – zu jeder Krankheit fand sie das passende Bild und verwandelte es durch Spiegelung, Farbe und Vervielfältigung in ornamentale Stoffmuster. Wobei es der Künstlerin vor allem um den Wandel der Gefühle im Zusammenhang mit Krankheit und Tod geht.
Mit Fudakowskis Stoffbahnen kann man Dinge verdecken und enthüllen, Räume schaffen oder Bühnen bauen. Sie liebe es, mit flexiblen Strukturen zu spielen, bei denen der Gedanke, dass sie sich verändern können, schon in der Konzeption angelegt ist, so erklärt die Künstlerin. „Dauerhaftigkeit in der Kunst wurde lange Zeit überbewertet – und Veränderung ist der natürlichste Zustand, den es gibt.“