Eigentlich ist das arabische Wort „Ihsane“ positiv besetzt: Es steht für Güte, Großzügigkeit und Freundlichkeit. Doch in Belgien verbindet man mit diesem Namen einen homophoben Mordfall. Er geschah 2012 in Lüttich. Ein Homosexueller (32) mit marokkanischen Wurzeln wurde beim Verlassen eines Nachtklubs zu Tode geprügelt. Sidi Larbi Cherkaoui, der sich als Künstler queer und arabisch definiert, identifiziert sich mit ihm.
Ein Künstler in autobiografischer Mission: Nachdem er 2022 mit „Vlaemsch“ ein Stück über die flämische Kultur seiner Mutter choreografierte, liegt der Schwerpunkt des neuen Tanzstücks auf der Kultur und Religion seines Vaters, einem Marokkaner. Der Choreograf reflektiert die Beziehung zu ihm, inszeniert auch Tod und Schmerz: Er hatte ihn mit dem Islam vertraut gemacht und starb früh, als Cherkaoui noch ein Teenager war.
Wie so oft, magisch, bildgewaltig und mit stilvoller Ausstattung, gibt sich „Ihsane“. Das Lichtdesign spielt mit Helligkeit und Schatten – in Marokko ist die Sonne allgegenwärtig und der Schatten überlebenswichtig.