Film

„Das Flüstern der Felder“ von DK und Hugh Welchman

bis 01.04.2025
3 Veranstaltungsorte
Liste anzeigen
Der malerische Realismus, der sowohl bürgerliches Wohlbefinden wie krasse soziale Härte abbilden kann, geht in „Das Flüstern der Felder“ eine stimmige Verbindung ein. Der Film der polnischen Künstlerin Dorota Kobiela, die unter dem Namen DK Welchman firmiert, und des britischen Regisseurs Hugh Welchman ist angelehnt an den Roman „Die Bauern“ von Władysław Reymont.

Zu den populärsten Filmen im Deutschland der fünfziger und sechziger Jahre gehörten die Romanadaptionen der „Geierwally“ und von Trygve Gulbranssens zwei Bänden „Und ewig singen die Wälder“ und „Das Erbe von Björndal“: schwerblütige Familienchroniken um böse Lust, Schuld und Sühne im bäuerlichen Naturzustand und die Feier der heiligen Erde und ihres immerwährenden Kreislaufs. Daran knüpft, wohl ohne es zu wollen, „Das Flüstern der Felder“, angesiedelt im ländlichen Polen gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

Ein Film, kombiniert aus Real- und Animationsfilm und wie gemalt, was hier nicht metaphorisch gemeint ist, sondern ganz konkret. Er stammt vom Regie-Ehepaar DK und Hugh Welchman, die mithilfe einer Hundertschaft von Künstlern schon zuvor mit „Loving Vincent“ die Gemälde Vincent van Goghs auf die Leinwand übertragen und damit einen Kino-Welterfolg erreicht haben; gewissermaßen parallel zum Boom immersiver Ausstellungen, in denen sich etwa in Monets Garten, in Dalís surreale Traumreiche, Gustav Klimts Goldglanz oder eben auch in Van Goghs impressionistische Farbballungen virtuell eintauchen lässt.

Der kunstgeschichtliche Vorgänger zum sich schon ankündigenden Impressionismus war die Genremalerei, die Anfang des 19. Jahrhunderts wieder zur Blüte kam, aber nicht allein biedermeierliches Idyll nachzeichnete, sondern als sozialer Realismus auch Wirklichkeit abbildete.

Rebellion, Wut, Hass und Befreiung

Die junge Jagna (Kamila Urzedowska), die Antek (Robert Gulaczyk), den verheirateten Sohn des reichsten Mannes im Dorf liebt, wird von ihrer Mutter an dessen verwitweten Vater Boryna (Miroslaw Baka) verschachert, der Antek und die Seinen verstößt und sie aus dem Elternhaus vertreibt. In dem dörflichen Ort liegt alles vor den Augen der Leute offen zutage, Neugierde, üble Nachrede, Argwohn und Missgunst geben den Ton an – und das Patriarchat, in dem ein Mann sich nimmt, was er will; wenn sich aber sein Stolz gekränkt fühlt, vergisst er jeden Anstand und jedes Gebot.

Erzählt entlang der vier Jahreszeiten, beginnend mit dem Herbst, entfaltet sich die düstere Geschichte, die auch von Unterdrückung der Bauern durch die Gutsherren, von Aufbegehren und Niederwerfung berichtet, um dann wieder ins sagenhaft Fantastische hinauszudrängen. Manchmal meint der Betrachter, den Bauern-Bruegel, dann wieder den Stil der Düsseldorfer Malerschule oder der Schule von Barbizon zu erkennen, hier den Pinsel von Max Liebermann, dort die blauen Stunden von Edvard Munch, mal Goyas rebellische Wut oder die herbe Wahrheit der Kollwitz.

Stall und Spinnrad, Ackerkrume und Gewitterhimmel, Ofenwärme, Kerzenschein, Kirchgang und Hochzeitstanz, Brauchtum und Tradition, alles mischt sich. Ein Mummenschanz der sogenannten „Nachtschwärmer“ gibt der Leidenschaft von Jagna und Antek Gelegenheit und schürt die Eifersucht des Alten. Schließlich wächst der nahezu heidnische Hass der Dorfgemeinschaft auf die ‚Andere’. Sie rottet sich zur Hexenjagd zusammen, bis am Ende der Regen Jagna reinwäscht und sie, die Unschuld vom Lande, das Vergangene hinter sich lässt.

Film

„Das Flüstern der Felder“ von DK und Hugh Welchman

bis 01.04.2025
3 Veranstaltungsorte
Liste anzeigen

Verwandte Inhalte

Mehr Kultur aus NRW mit unserem Newsletter

Kulturkenner patternKulturkenner pattern