Design, Kunst und das Marta gehören seit jeher zusammen. Das liegt schon in der Geschichte des Hauses begründet, dem Frank O. Gehry eine besondere Architektur gab. Geplant war es ursprünglich als "Haus des Möbels", in dem auch Ausstellungen hätten stattfinden sollen. Aus dieser Idee heraus entstand das Museum, in dessen Räumen nun auch die Verbände der Holz- und Möbelindustrie NRW ansässig sind.
Viele Wände der Ausstellungsflächen sind vorgeblendet - wer hier seine Kunst zeigt, arbeitet daher nicht nur mit, sondern manchmal auch gegen den Raum. Oder gleich in die Architektur hinein, so wie es diesmal sein soll: Für seine große Luigi-Colani-Ausstellung hat das Marta-Team mit Designern der Schule für Gestaltung in Detmold, mit Tobias Henschen, Julian Puszcz und Prof. Tim Brauns, zusammengearbeitet. Sie haben nicht nur umfangreich zu Colani und seiner Zeit in Ostwestfalen recherchiert, sondern eine Art Ausstellungslandschaft erdacht. "Wir haben die Ausstellung in verschiedene Bereiche eingeteilt", sagt Julian Puszcz. Wie Themeninseln in einer Landschaft, angefangen bei der Person Colani über den "Alles-Designer" bis zu Sitzmöbeln. Es soll aber auch um den Bereich "Lernen" gehen und nicht zuletzt um Colanis grundsätzliche Auffassungen über das Design der Zukunft, die er in seinem Manifest "Ylem" veröffentlichte.
Das größte Ausstellungsstück ist ein Pierce Arrow, ein Luxus-Sportwagen, 6,70 Meter lang, oder eine Truck-Karosserie. Das kleinste Objekt eine Streichholzschachtel, die der Designer auf Schloss Harkotten als seine Visitenkarte verteilt hat.
Wo Luigi Colanis (1928-2019) Nachlass liegt, seine Prototypen und Modelle von Kugelküchen, Raumschiffen und Rennmaschinen, ist völlig unklar. Wohl auch deshalb hat das Marta einen ganz anderen Ansatz gewählt für seine Ausstellung mit Designobjekten vom Fahrzeug über Möbel bis hin zu Geschirr oder Bekleidung, Zeichnungen und Fotografien: "Formen der Zukunft" beschäftigt sich (auch) mit Colanis Zeit in Ostwestfalen und welche Spuren er in unzähligen Firmen der Region, aber auch in Wohnzimmern hinterließ.
"Colani hat eine ganze Weile in Rheda-Wiedenbrück und im Schloss Harkotten im münsterländischen Sassenberg gewohnt und gearbeitet", sagt die Assistenzkuratorin Friederike Korfmacher. Für COR entwickelte er zum Beispiel das Orbis-Sofa. "Dann gibt es aber auch Unternehmen wie Flötotto für Schulmöbel aus Gütersloh oder den Herforder Küchenhersteller Poggenpohl, mit dem er den Prototypen für eine Kugel-Küche entwickelt hat, die heute noch in deren Showroom ausgestellt ist. Ebenso der Bielefelder Getränkehersteller Carolinen oder die Möbelfirmen Suloplast und Elbro/Ellerbrok."
Für die Firma Kinderlübke entwickelte Colani einige seiner bekanntesten Möbel, darunter auch den "Zocker". In Erinnerung an seinen mitwachsenden Schreibtisch, den "Tobifanten", haben die Ausstellungsmacher*innen in der Lobby einen Bereich eingerichtet, in dem Kinder wie Colani kneten dürfen - wer einst seine Kindermöbel kaufte, bekam schließlich ein Kilo weißer Knete gleich mit dazu. "Colani soll als Kind selbst kein Spielzeug besessen haben", erzählt Tobias Henschen. "Es gibt auch die Geschichte, dass seine Mutter ihm eine seiner liebsten gekneteten Figuren weggenommen und im Kühlschrank aufbewahrt hat. Die durfte er nicht mehr verändern, weil sie wohl ahnte, dass da etwas Besonderes drinsteckt."
Spannend sei, so sagen die Ausstellungsmacher*innen, wie sehr Colani seiner Zeit oft voraus war: "In seinem Manifest Ylem gibt es zum Beispiel eine Zeichnung aus den 1970er Jahren, die Menschen zeigt, die in Videokonferenzen im Büro sitzen", erzählt Friederike Korfmacher. Colani habe sich zwar sehr mit Individualfahrzeugen beschäftigt. Zugleich aber auch darauf hingewiesen, dass wir eigentlich mehr zu Kollektiv-Transportmitteln kommen müssen, damit die Belastung nicht zu groß wird. Dass wir Ressourcen schonen müssten. Und auch das Thema Möbel nachhaltiger denken sollten – als Formen der Zukunft.