Die "Cinderella"-Interpretation des französischen Choreografen Jean-Christophe Maillot ist 25 Jahre alt – und zeitlos schön. Seine Version des Grimm-Märchens über das arme Mädchen, das nicht mit den bösen Stiefschwestern zum Ball des Prinzen darf, ist schon tanztechnisch eine Verbindung aus Klassik und zeitgenössischen Brüchen. Maillot platziert das Aschenputtel in eine orientierungslose Gesellschaft aus absurden Charakteren, die nur um sich selbst kreisen, und kontrastiert sie mit der Gefühlswelt des verwitweten Vaters. Seine verstorbene Frau ist die gute Fee, die an der Seite Cinderellas bleibt. Zu Sergei Prokofjews Ballettkomposition, uraufgeführt 1945 am Moskauer Bolschoi Theater, tanzt sich das schöne Kind barfuß in des Prinzen Herz. Denn Schuhe hat sie nicht, was die spätere Suche des Prinzen nach Cinderella erschwert …