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Buchtipp: Rasha Khayats Roman "Ich komme nicht zurück"

bis 19.11.2024
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Die Dortmunder Autorin Rasha Khayat erzählt in ihrem neuen Roman "Ich komme nicht zurück" die Geschichte einer Freundschaft, die in die Brüche geht.

Ein kalter Wintertag, mitten in der Corona-Pandemie, eine Kreisstadt irgendwo im Ruhrgebiet. Johanna, die Ich-Erzählerin in Rasha Khayats neuem Roman, steht an einer Haltestelle. Sie ist auf dem Weg zu einem Geburtstag und wartet frierend auf den Bus. Schnell wird klar: Diese kurze, scheinbar belanglose Anfangsszene ist ein Sinnbild für Johannas inneren Zustand. Warten ist zu einem Teil ihres Lebens geworden.

Johanna lebt eigentlich in Berlin. Erst vor Kurzem ist sie in ihre alte Heimatstadt zurückgekehrt, lebt jetzt in der Wohnung ihrer verstorbenen Großeltern. Wir begleiten sie beim Einkaufen und auf den Friedhof, streifen mit ihr durch die Orte ihrer Kindheit. In Rückblenden erfahren wir, wie ihr Leben hier früher aussah. Damals, in den späten Achtzigerjahren, als sie ihre beste Freundin Zeyna kennenlernte – die heute aus ihrem Leben verschwunden ist.

Gemeinsam mit Cem bildeten Johanna und Zeyna ein festes Trio, obwohl sie völlig unterschiedliche Herkünfte mit sich brachten: Zeyna ist mit ihrem Vater aus dem Libanon geflüchtet, Cems Eltern kommen aus der Türkei, Johanna wuchs nach dem Tod ihrer Mutter bei ihren Großeltern auf. Trotz aller Unterschiede bewältigten die drei ihren Alltag gemeinsam, meisterten Schulstunden, feierten Geburtstage.

"Kinder waren wir, wir drei, brauchten gar nicht so viele Wörter und Sätze. Cem und ich zeigten dir die Siedlung und das Viertel (…). Gemeinsam radelten wir durch den Sommer."
Rasha Khayat in "Ich komme nicht zurück"

Als Teenager fuhren Johanna und Zeyna zusammen nach Brighton – ihr erster Urlaub überhaupt – schwammen im Meer, flirteten mit Jungs. Johanna bewunderte ihre selbstbewusste, starke Freundin. Doch in Brighton erlebte sie Zeyna auch von einer anderen Seite: Traurig und innerlich zerrüttet. Je älter sie werden, umso mehr machen sich ihre unterschiedlichen Prägungen bemerkbar. Bis die Ereignisse rund um die Terroranschläge des 11. Septembers 2001 zu einem Bruch führen, der bis in die Jetztzeit nachwirkt.

Einfühlsam erzählt Rasha Khayat, wie eine enge Freundschaft durch äußere Ereignisse im Inneren zerbrechen kann. Sie zeichnet dabei das sensible Porträt einer trauernden Frau, die in einem Zustand des Wartens verharrt – darauf, dass sie Antworten bekommt und es irgendwie weitergeht in ihrem Leben. Auch wenn der schmale Roman etwas abrupt endet, ist der Autorin eine berührende Geschichte gelungen, die deutlich macht, dass es sich immer lohnt, um Verzeihung zu bitten. Und dass Freundschaft keine Selbstverständlichkeit sind.

Rasha Khayat, "Ich komme nicht zurück",
Dumont, 176 Seiten

Rasha Khayat

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