Kunst

Andreas Slominski macht aus Fußballplakaten Kunst

15.03.2024 - 14.07.2024
Zu welchem Verein soll ich halten? Diese existenzielle Frage motivierte den Fußball-Fan und Künstler Andreas Slominski zu einer ganzen Plakatserie. Jetzt ist „Wohnorte gegen Geburtsorte” im Museum Folkwang zu sehen.

Als „Fallensteller“ und Meister der absurden Skulptur ist Andreas Slominski international bekannt. Dass der 1959 geborene Objektkünstler ein Faible für Fußball hat, wussten bislang nur Insider. Nun hat sich der Professor für Bildhauerei an der Hamburger Hochschule für bildende Künste geoutet – und zwar in Form der Ausstellung „Wohnorte gegen Geburtsorte”, die im Essener Museum Folkwang präsentiert wird. Die Ausstellung ist Teil des Kulturprogramms zur UEFA EURO 2024.

Ein typisches Slominski-Schelmenstück, das zwischen Scherz, Ironie und tieferer Bedeutung changiert. Auslöser war ein Plakat, das für den 26. August 1986 die Partie Altona 93 gegen SV Meppen ankündigte. In Altona wohnte der Künstler damals; mit seinem Geburtsort Meppen verbanden ihn Kindheitserinnerungen. Den Gewissenskonflikt, welchem Verein er die Daumen drücken solle, löste Andreas Slominski salomonisch: Kurzerhand wich er aufs Terrain der Kunst aus und kombinierte 80 Fußballplakate zur Serie „Wohnorte gegen Geburtsorte“.

Bei den Begegnungen, die zwischen 1986 und 1988 stattfanden, handelt es sich um Spiele deutscher Mannschaften – meist aus verschiedenen Oberligen, mitunter auch aus Profiligen. Slominskis Serie ist ein Stück Erinnerungskultur, in dem sich das westdeutsche Fußballgeschehen der 1980er Jahre spiegelt. Viele Vereine spielen inzwischen in anderen Ligen, Sportstätten existieren nicht mehr oder tragen andere Namen.

Weil Werbeanzeigen von Firmen und Betrieben mitunter mehr als die Hälfte der Plakatfläche einnehmen, lässt sich aus der Serie auch die gesellschaftliche Verankerung der Vereine vor Ort ablesen. Nicht zuletzt stehen die Fußballplakate für ein Alltagslayout, das als ‚Design von unten‘ im Kunstsektor kaum Beachtung findet.

Neben den Plakaten umfasst die Ausstellung von Andreas Slominski ein Fußballtor, das der Künstler in einem der Lichthöfe des Museums aufgestellt hat, sowie zwei Projekte zur Kunst im öffentlichen Raum: Zum einen will der Künstler das gesamte Spielfeld des Stadions von Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße als Bildgrund für eine weiße Kreidezeichnung in Beschlag nehmen – zur Umsetzung wären mehr als 140 Säcke Sportplatzkreide erforderlich. Klingt dieses Vorhaben verdächtig nach Utopie, so erscheint die Kooperation mit der Essener Bäckerei Peter handfester: Während der Fußball-Europameisterschaft kann man Slominskis „EM-Brot“, handgeformt und mit einem Fußballschuh gestempelt, in den Filialen von Bäcker Peter kaufen. Entweder zum Verzehr oder als Sammlerobjekt.

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Andreas Slominski macht aus Fußballplakaten Kunst

15.03.2024 - 14.07.2024

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