Thomas Schütte: Der Düsseldorfer Bildhauer triumphiert im New Yorker Museum of Modern Art

Kunst
Am 16. November kann Thomas Schütte seinen 70. Geburtstag feiern. Die Soloschau im MoMA ist der ultimative Ritterschlag für den Künstlerstar, der wenig Aufhebens um seine Person macht.

In einem Interview wurde Schütte einst gefragt, was ihm, bezogen auf sein künstlerisches Tun, wichtig sei. Seine Antwort: „Dass sich mit Händen noch etwas sagend herstellen lässt.“ In gewisser Weise eine typische Äußerung für den Künstler, der 1954 in Oldenburg geboren wurde und von 1973 bis 1981 an der Kunstakademie Düsseldorf studierte (bei Fritz Schwegler und Gerhard Richter): Im Dokumentarfilm „Ich bin nicht allein“, den Corinna Belz über Schütte gedreht hat, kommt dieser handgreifliche Aspekt deutlich zum Ausdruck. Das Zeichnen, das Aquarellieren, das Modellieren mit Ton und Knetmasse, das Konstruieren mit Holz oder anderen Materialien, all das prägt die künstlerische Praxis von Schütte.

Gleichwohl wäre es zu kurz gegriffen, sein Schaffen auf den Gesichtspunkt der handwerklichen Finesse zu reduzieren. Vielmehr verdeutlicht die Retrospektive im Museum of Modern Art (bis 18.1.2025) allein durch die Vielzahl völlig verschiedener Motive, dass Thomas Schütte einer ist, der das Disparate und Deutungsoffene der zeitgenössischen Kunst reflektiert und ins Werk setzt: Eine Bronze von „Vater Staat“, „Große Geister“ im großen Format, diverse andere Skulpturen, Architekturmodelle und, wahrlich kurios, eine Miniplastik, die aus einer Streichholzschachtel und einem Kartoffelchip ein Häuschen mit Dach formt – diese und andere Werke sind in New York zu sehen.

Aber auch in NRW ist der Düsseldorfer Künstler, Teilnehmer der documenta in Kassel, der Skulptur Projekte Münster und der Biennale von Venedig, überaus präsent: Hinzuweisen ist beispielsweise auf die Skulpturenhalle der Thomas Schütte Stiftung, nahe der Museumsinsel Hombroich in Neuss gelegen. In dem schlanken, holzverkleideten Pavillon, natürlich nach einem Modell von Schütte errichtet, gibt es regelmäßig Wechselausstellungen verschiedener Kreativer. Bis zum 23. März beispielsweise zeigt die renommierte Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Viebrock hier eine Installation, in der Architekturmodelle und ihr Bühnenbild für die Oper „Giuditta“ Eingang gefunden haben.

Auch in Krefeld hat Schütte eine architektonische Landmarke hinterlassen: Sein Krefeld Pavillon entstand als Ausstellungshaus für das Bauhaus-Jubiläum 2019. Heute dient das Gebäude hauptsächlich als Ort für Konzerte und Lesungen. Wer vor dem achteckigen Zentralbau mit geschwungenem Kupferdach steht, sucht freilich vergeblich nach augenfälligen Parallelen zur rigorosen Rechte-Winkel-Vorliebe der Bauhaus-Reformbewegung. Von außen erinnert der Krefeld Pavillon weitaus mehr an chinesische Pagoden; dagegen scheint das Innere auf antike Zentralbauten wie das römische Pantheon zu verweisen. Thomas Schütte bleibt sich auch hier treu: Erwartungen, die an sein Werk herangetragen werden, torpediert er mit konsequenter Selbstverständlichkeit.

Website von Thomas Schütte

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