Schlafkonzerte: Wohliges Wegdösen zum Klang von Musik

MusikInterview
Die “Sleep Concerts" machen möglich, was sich die meisten von uns nicht trauen würden: Mitten im Konzert die Augen schließen und den Schlaf mit offenen Armen annehmen.

Bereits seit 2018 veranstaltet Heinrich Lenz regelmäßig Schlafkonzerte. Fremde Menschen treffen sich in Orten wie der Kirche St. Gertrud in Köln oder der Bochumer Quartiershalle, teilen sich diese Räume als Schlafzimmer, schlüpfen in ihre Nachtkleidung und nicken unter einer leisen Geräuschkulisse aus Musik, Atmen, Rascheln und Flüstern langsam ein. Was im ersten Moment lang verdrängte Erinnerungen an Klassenfahrten ins Landschulheim erweckt, ist ein ganz seltener Moment: Ein intensiver sowie mehrdimensionaler Zugang zu melodischen Tonfolgen. Wir haben mit dem Musiker, Klangkünstler und Macher der ungewöhnlichen “Sleep Concerts"gesprochen.

Was genau passiert auf einem Schlafkonzert?
H.L.:
Es gibt eine ganze Nacht lang abwechslungsreiche aber dennoch ruhige Musik, zu der das Publikum sich hinlegen darf. Die Einladung ist es, sich fallen zu lassen und die Musik im Halbschlaf auf sich wirken zu lassen. Wir glauben, dass so besonders tiefe und besondere Musikerfahrungen entstehen können. Aber natürlich darf jede und jeder selbst entscheiden, wie er die Nacht verbringen möchte. Außer der Musik und einer gewissen Ruhe ist nichts vorgegeben, es handelt sich also um ein recht offenes Konzert.
Wie entstand die Idee dazu?
H.L.:
Erdacht hat das Konzept in dieser Form der US-amerikanische Musiker und Schlafforscher Robert Rich. Dessen Wirken hat mich schon lange inspiriert und nachdem ich in Leipzig zu Gast bei einem derartigen Format war entstand der Wunsch, das Geschenk sozusagen weiterzugeben und selbst Schlafkonzerte durchzuführen. Das ist dann immer weiter gewachsen und ich veranstalte Schlafkonzerte nun schon seit über vier Jahren, habe meine Bachelorarbeit zu dem Thema geschrieben und entwickle das Konzept beständig weiter.
Sollte ich als Besucher*in etwas beachten?
H.L.:
Ich denke es gibt viele Möglichkeiten das Konzert zu erleben: Manche Gäste kommen einfach zum Liegen, andere bringen sich Bücher oder Zeichensachen mit oder hören die ganze Nacht konzentriert zu. Zu beachten gibt es eigentlich nur, andere nicht in ihrer Art der Rezeption zu stören, heißt: wer zuhören will soll das auch tun können, wer sich wegträumen will soll nicht alle Nase lang aus seiner inneren Welt herausgerissen werden. Es muss nicht totenstill sein, aber wir wollen auf jeden Fall einen Ort für die ruhigeren Momente schaffen.
Muss ich mich vorbereiten oder etwas mitbringen?
H.L.:
Vorbereitung ist, denke ich, nicht erforderlich. Mitbringen solltest du auf jeden Fall deinen Schlafsack und deine Isomatte und sonst alles was du für eine gemütliche und angenehme Nacht brauchst - vielleicht ein paar kleine Snacks, eine Wärmflasche und natürlich sollte das Lieblingskuscheltier nicht fehlen.
Interview
Anja Keienburg

Alle Termine und Infos zu den Schlafkonzerten

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