Der erste Satz ist bekanntlich immer am schwersten. Zumindest für Schriftsteller. Ralf Rothmann ist einer der großen Meister des Beginnens. „An dem Tag, an dem mir auffiel, dass es nichts Zufälliges mehr gibt, war die Jugend vorüber.“ So groß, wehmütig und vielversprechend setzte 1991 „Stier“ an, sein erster Roman. Mit „Stier“, „Wäldernacht“ oder „Milch und Kohle“ hat der 1953 in Schleswig geborene Ralf Rothmann wie kein anderer das Ruhrgebiet zu einem Ort auf der literarischen Landkarte gemacht. Rothmann selbst ist in der Umgebung von Oberhausen aufgewachsen, besuchte die Volksschule und machte eine Lehre als Maurer. Danach jobbte er, arbeitete als Fahrer, Koch, Drucker und als Krankenpfleger. Doch wer mit seinen Geschichten auf Reisen geht, wird schnell merken, dass das Ziel der Fahrt weder Essen, Oberhausen oder Berlin, sondern das ist, was der seit 1976 in der Hauptstadt lebende Schriftsteller als „Herzinnenraum“ bezeichnet.
Über Berlin entstehen Romane wie "Hitze" und der Liebesroman "Feuer brennt nicht", bevor er mit "Im Frühling sterben" und "Der Gott jenes Sommers" in die Kriegsjahre um 1945 zurückblendet. Ralf Rothmann ist ein Meister auch und erst recht der kurzen Prosaform, wie etwa sein Band "Hotel der Schlaflosen" zeigt.