Wuppertal, Anfang des 20. Jahrhunderts. Die kleine Therese geht zur Schule, spielt mit den Nachbarskindern. Was so klingt wie der Beginn einer ganz normalen Kindheitsgeschichte, ist alles andere als das. Denn Thereses Vater ist der Chef einer Gruppe von Togoern, die auf so genannten „Kolonialausstellungen“ auftreten.

Der Wuppertaler Autor Hermann Schulz fängt damit ein Stück deutscher Kolonialgeschichte ein, das bisher nur selten in Romanen erzählt wurde. Dabei waren „Kolonialausstellungen“ oder so genannte „Völkerschauen“ damals in ganz Deutschland zu sehen. Afrikaner:innen oder Indigene aus Nordamerika wurden den Deutschen als exotische Fremde präsentiert, wie Tiere in einem Zoo. Ihre Kinder wurden währenddessen in Pflegefamilien oder Waisenhäusern untergebracht. Die Romanfigur Therese ist eine von ihnen.

Sie lebt bei den Hufnagels, einem kinderlosen Ehepaar in Wuppertal. Dort findet sie zwar ein liebevolles Zuhause, muss aber auch lernen, was Ausgrenzung und Diskriminierung bedeuten. Schultz begleitet Therese bis ins Erwachsenenalter, und damit bis zur Machtübernahme der Nazis. Therese, die mittlerweile ein Kinderpflegeheim leitet, muss sich entscheiden, ob sie Deutschland verlassen will. Und ob sie sich auf die Suche nach ihren Eltern macht.

Der historische Roman richtet sich an Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren. Er beruht auf wahren Ereignissen: Hermann Schulz hat als Verleger in den 1970er-Jahren eine Reise durch Afrika unternommen, um Autor:innen kennenzulernen. In einem Supermarkt in Togo lernt er zufällig eine Frau kennen. Ihre Geschichte ist die Romanvorlage für „Therese“.

dtv, 304 Seiten