Im Porträt: Neanderthal Museum

GeschichteKinderkram
Bereits vielfach mit Preisen ausgezeichnet, bietet das Neanderthal Museum ein modernes Ausstellungskonzept zur Ur- und Frühgeschichte der Menschheit in ungewöhnlicher Architektur - und das auch für Erwachsene.

Es war wohl eher Zufall, als im August 1856 zwei italienische Arbeiter beim Kalkabbau in der „Feldhofer Grotte“ Knochen und Skelettreste entdeckten. Zuerst achtlos entsorgt, holten die Eigentümer des Steinbruchs dann doch Rat beim Elberfelder Gymnasialprofessor und Naturforscher Johann Carl Fuhlrott ein. Der identifizierte die Fundstücke als Überbleibsel eines eiszeitlichen Menschen, wurde dafür jedoch von Gelehrten verlacht. Damit war die Forschung in Deutschland erst einmal beendet.

Seit 1991 wird der Neandertaler nun endlich eingehend untersucht und bei Grabungen in den Jahren 1997, 1999 und 2000 konnten so spektakuläre Funde gemacht werden: Neben 42.000 Jahren alten Steingeräten der Neandertaler, wurden etwa 70 menschliche Knochenstücke unter der Erdoberfläche entdeckt. Drei dieser Fragmente, unter anderem ein Jochbein, lassen sich direkt an den Knochenfund von 1856 ansetzen.

Bereits in den 1930er Jahren entstand unweit der Fundstelle ein kleines, urgeschichtliches Museum, das mit bescheidenen Mitteln die Geschichte des Neandertalers dokumentierte. Mehr als sechzig Jahre später wurde das heutige Museum erbaut, das mit multimedialen Präsentationen, interaktiven Stationen, Hörtexten, Filmen - und natürlich den aufwendigen Rekonstruktionen der Neandertaler und ihrer Lebenswirklichkeit – durch vier Millionen Jahre Menschheitsgeschichte leitet. Zudem finden regelmäßig Wechselausstellungen mit kulturgeschichtlicher Ausrichtung statt.

Heckrinder, Wisenet und Heckpferde gibt es im eiszeitlichen Wildgehege zu sehen. 1935 gegründet und ca. 23 Hektar groß leben die Tiere, de den Urmenschen teilweise als Jagdbeute dienten, hier unter weitgehend natürlichen Bedingungen.

Die Fundstelle selbst wurde in einer 200 Meter langen Zeitachse inszeniert, zudem kann man auf dem Kunstweg „MenschenSpuren“ zwei Kilometer an der Düssel entlangwandern und dabei auf Werke von Magdalena Abakanowicz, Zadok Ben-David, Ian Hamilton Finlay, Antony Gormley, Volker Friedrich Marten, Nils-Udo, Giuseppe Penone, Jaume Plensa, Anne und Patrick Poirier, sowie Klaus Simon treffen.

Der Nachwuchs kommt auch in der „Steinzeitwerkstatt“ auf seine Kosten. In dieser didaktischen Plattform des Museums finden Seminare, Mitmachaktionen, Workshops, Kindergeburtstage und Ferienaktionen statt, die Kinder und Jugendlichen die Geschichte der Erde auf praxisbezogene Weise näherbringen. Dazu gehört dann auch das Nähen eines Lederbeutels mit Tiersehnen, Malen mit Farbpigmenten aus der Eiszeit, oder der Bau eines Bogens nach Originalfunden.

Ein Highlight ist sicher auch das 1996 fertiggestellte Museumsgebäude von Architekt Arno Brandlhuber. Auf einer ovalen Grundfläche erhebt sich der wellenförmig geschlossene Betonkörper über das Neandertal und fügt sich mit seiner vorgehängten Fassade aus Japanglas gleichzeitig in die Umgebung ein. Dafür gab es zwei Jahre nach Fertigstellung auch den Architekturpreis NRW.

Im Innneren dominiert die fensterlose Fläche aus Sichtbeton sowie die aus der Erde aufsteigende spiralförmige Rampe als Hauptelement des Baukörpers. Ohne Treppen führt diese durch die Ausstellungsebenen und endet im Café, welches durch zwei großflächige Fensterfronten einen Blick in die Baumwipfel der grünen Umgebung ermöglicht.

Das Neanderthal Museum

Mehr Kultur aus NRW mit unserem Newsletter

Kulturkenner patternKulturkenner pattern