Ein Hingucker in der Bonner Museumslandschaft ist das erweiterte und 2017 wiedereröffnete Museum August Macke Haus. Kapitale Werke finden sich hier zwar kaum, doch punktet das Haus mit dem Charme des Original-Schauplatzes. Dazu kommt der Neubau, wo Depot, Archiv und Bibliothek, Empfang, Café und Shop untergebracht sind, außerdem Räume für Verwaltung, Museumspädagogik und Wechselausstellungen. Sogar ein Stückchen des Garten-Idylls aus Mackes Zeiten wurde nachempfunden. Es liegt nun L-förmig umschlossen zwischen Altbau und Neubau. Zur Straße hin abgeschottet durch eine zwölf Meter hohe Glasfassade, die gleichzeitig als gigantisches Aushängeschild dient. Auf Riesenformat gebracht und ins Glas graviert, grüßt Macke da persönlich im Selbstporträt – mit Hut und leicht verwegenem Blick.

Es war eine ziemlich produktive und spannende Phase, die der Künstler zwischen 1911 und 1914 samt Familie verlebt hat in dem schlichten, spätklassizistischen Wohnhaus, das weiterhin den Kern des Ganzen bildet. Die vorbildlich eingerichtete Dauerausstellung lässt hier mit einigen von Mackes Werken, Fotos, Briefen und allerhand Multimedia die Zeit des ausgehenden Kaiserreichs lebendig werden und taucht tief ein in Mackes Leben und Wirken. Unter dem Dach, wo der Maler sich nach eigenem Geschmack sein erstes und einziges Atelier eingerichtet hatte, sind Mackes wichtigste Werke entstanden. Und im Wohnzimmer hat der Maler und Netzwerker mit Gleichgesinnten Kollegen Pläne geschmiedet und die Moderne befeuert.

Im Spielzimmer der beiden Macke-Söhne startet man den Rundgang und folgt ihm durch ein gutes Dutzend Räume über knarzende Treppen bis unters Dach – gut unterhalten und informiert, auch dank dem hervorragend bespielten Audio-Guide. Familiengeschichten werden da erzählt und Schicksale beleuchtet. Der Besucher verfolgt Mackes künstlerische Entwicklung, begleitet ihn auf Reisen, begegnet seinen Weggefährten. Allerlei kommt im Parterre zusammen. Eines von Mackes Gartenbildern etwa, ein Stammbaum der Familie und die Speisekarte zum üppigen Hochzeitsschmaus mit Kaviar und Krebsragout, Rehrücken, Ente und Eiscreme. Oder auch Mackes frühes Spargel-Gemälde à la Edouard Manet.

Im Wohnzimmer auf der ersten Etage saß man mit Gästen zusammen – Delaunay und Apollinaire kam zu Besuch, Gabriele Münter, Franz Marc und viele fortschrittlich gesinnte Künstlerkollegen aus der Gegend – sie gingen ein und aus im Haus an der Bornheimer Straße. Als umtriebiger Organisator avancierte Macke zu einer Art Anführer der rheinischen Avantgarde. Wenn es spät wurde bei solchen Zusammenkünften, lagerte man auf dem Teppich, unter den Köpfen wohlmöglich handbestickte Kissen, wie man sie nun in Vitrinen sieht. Am großen Tisch in der guten Stube fertigte Elisabeth gemeinsam mit Freundinnen und Verwandten solche Handarbeiten nach Augusts Entwürfen. Nebenan im Musikzimmer nahm sie Klavierunterricht. Gelegentlich musizierten die Mackes auch gemeinsam – während Elisabeth den Ton vorgab, schmetterte August am liebsten Brahms-Lieder, auch ohne Noten lesen zu können. Das alles ist Thema in Bonn. Auch Mackes Verzweiflung an der Front und sein Tod in den ersten Kriegswochen – mit nur 27 Jahren.

„Wir Maler wissen gut, dass mit dem Ausscheiden seiner Harmonien die Farbe in der deutschen Kunst um mehrere Tonfolgen verblassen muss“, so schrieb damals der Freund Franz Marc in seinem Nachruf auf Macke. „Er hat vor uns allen der Farbe den hellsten und reinsten Klang gegeben, so klar und hell wie sein ganzes Wesen war.“