Vielleicht etwas albern, aber einprägsam und letztlich auch passend. Ihr Sound klingt quirlig und kleinteilig, nervös und manchmal nervig. Aber so lauten nun mal ihre Spielregeln: Immer schön ironisch sein, alles auf den Prüfstand stellen, sich nie auf Erreichtem ausruhen, ständig in Bewegung bleiben.
Das musikalische Ergebnis ist höchst erfolgreich, obgleich wahrlich keine leichte Kost. Alle möglichen Klangfarben und -massen werden zu horizontalen und vertikalen Schichten vermischt. Melodien und Melodiefetzen, hektische, klirrende, ratternde und pulsierende Klangkörper, rhythmisch artikulierte und teils improvisationsartige Abläufe – fertig ist die pulverisierte und puzzelartige Textur ihrer Musik.
Von Anfang an diente Mouse on Mars eine spielerische Offenheit als Grundlage ihrer Arbeit, die als „work in progress“ auf Freundschaftsbasis entsteht. Kooperationen mit anderen Musikern haben immer zu überraschenden Ergebnissen geführt, sei es mit Mark E. Smith von „The Fall“ oder mit dem ehemaligen Kraftwerk-Schlagzeuger Wolfgang Flür. Ihre Stücke klingen voll und stecken voller Überraschungen, sind komplex und verspielt.
Mouse on Mars lieben das Experiment, lieben das Spiel mit Erwartungshaltungen und deren Brechung, erzeugen per musikalischem V-Effekt fortlaufend Irritationen. Sie setzen Zeichen, ziehen Grenzen und stoßen an Grenzen. Und vor allem überschreiten sie selbige. Denn warum festlegen, wenn es auch beweglich geht? So bleiben sie in einem Schwebezustand der „guten Undeutlichkeit“, wie Dietmar Dath einst im Ausstellungsbuch „doku/fiction“ formulierte.
Auf ihrer ständigen Gratwanderung sind Mouse on Mars nämlich im Jahre 2004 im Museum angekommen: in der Düsseldorfer Kunsthalle. Für ihr Projekt „doku/fiction“ stand, natürlich, wieder die Auslotung von Grenzen und ihre Überschreitung Pate: der Versuch, Entwicklung zu provozieren, die Frage, was aus elektronischer Musik rauszuholen ist, zu was sie (ver)führen kann.
Die Antwort war bunt, vielfältig und vertrackt: Unter dem Motto „Mouse on Mars reviewed & remixed“ hatten befreundete Künstler*innen sich von der Mouse-Musik inspirieren lassen und eigene Werke angefertigt. Die, so die Grundvoraussetzung, der Clou, nicht klingen durften! Stumme Remixe, kein Laut, in Stille transformierte Musik. Ursprünglich als reines Buchprojekt geplant, fiel später die Entscheidung, es auszustellen. Und schließlich ward es auch wieder Ton: Die Ausstellungsbeiträge wurden von Toma und Werner zu Sound gemacht und dem Buch als CD beigelegt.
Wem bei so viel Referenzreigen schwindelig wird, ist gelandet auf dem Marsmausplaneten und befindet sich vermutlich ebenfalls in einem angenehmen Schwebezustand. Dem Charme der ironischen Leichtigkeit wird man sich schwerlich entziehen können. Oder man hat den CD-Player schon längst ausgemacht.