Hier sind wagemutige Denker*innen und historisch interessierte Strateg*innen gefragt. Die Germanen stehen schon vor den Toren. Alle Versorgungswege sind abgeschnitten. Angespannt wagen sich die Legionäre in das Wachhaus ihres Lagers Aliso. Sie sind die letzten Römer, die im Kastell die Stellung halten. Nun sollen sie ihren Stützpunkt an der Lippe aufgeben, um das Blatt mit einer List zu wenden. Der Fluchtplan ist vorbereitet, um einen Triumph der Germanen abzuwenden.
Aber der Fluchtplan ist versteckt. Die Zeit drängt. 60 Minuten stehen den Escape-Room-Insass*innen zur Verfügung. Irgendwo in dem hallenartigen Fachwerkhaus, unmittelbar zwischen blau-weißen Schilden, gefüllten Lagerregalen und rustikalen Schlafplätzen. Wo ist er nur? Die Schweißperlen rinnen von der Stirn. Die Hobbyhistoriker*innen versuchen, die unzähligen miteinander verwobenen Rätsel-, Such- und Knobelaufgaben im ersten Escape Room dieser Art in Europa zu lösen: Wie setzt sich nur der Code aus Schriftzeichen zusammen, der auf der Papyrusrolle steht? Welches Maß muss mit dem historischen Lineal genommen werden, um die entscheidende Information zu erhalten? Im rekonstruierten Wachhaus verrinnt die Zeit ungewöhnlich schnell. Der Blick schweift auf die Uhr. 30 Spielminuten verbleiben.
Ein Symbol führt zu einer Drehkombination und schließlich zum Schlüsselloch. Plötzlich fällt einem Teilnehmer das entscheidende Detail am Eingang auf: Das Schlüsselloch gehört zu einem historischen Schloss, das Archäolog*innen extra für die neue Attraktion des LWL-Römermuseums in Haltern rekonstruiert haben. Hier ist also eine Spezialtechnik gefragt, die vor 2000 Jahren schon genutzt wurde. „Schieben, drehen, hebeln. So müsste es gehen.“ Klock. Die Tür springt auf. Jubelrufe folgen. Die Euphorie ist groß. Der Schlossknacker wird kurzerhand zum Experten für Logikrätsel ernannt, ein anderer zum flinken Hinweissucher. Jeder bringt in der Gruppe seine Stärken ein. Der Escape Room wirkt, wie er soll. Meist schweißt er Teams zusammen, stärkt Freundschaften und Arbeitsbeziehungen.
Hier in Haltern behandeln einzelne Stationen Bräuche und Traditionen aus vergangenen Zeiten. Einige fragen die Sprachkenntnisse ab. Andere fordern hingegen das Kombinationsvermögen heraus. Die Spielenden lernen beiläufig, dass das Wachhaus auf der heutigen Römerbaustelle früher Schlafplatz, Lagerstätte, Personenkontrollzentrum und Warenprüfstand in einem war. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem alle Kenntnisse zu Gottheiten und Herrschaftsgebieten erschöpft sind… Was nun? Der allwissende Erzähler springt ein – eine Stimme aus dem Off. Er hilft über unsichtbare Lautsprecher weiter: „Die Legionäre schauten sich genauer um und entdeckten, dass sie die falsche Opfergabe gewählt hatten.“ Glück gehabt. Mit dieser Information rückt der Fluchtplan wieder in greifbare Nähe.
Das Fazit der Legionäre fällt am Ende der Zeitreise trotz kleinerer Hürden im Spielverlauf positiv aus: Der Escape-Room vereint Historisches mit Spielerischem. Das Team der Adventurebox Münster hat sich als Betreiber des Drei-bis-sechs-Personenspiels viele innovative Ideen einfallen lassen, um die neue Attraktion auf dem Außengelände des Römermuseum mit Leben zu füllen. Bleibt nur noch ein Rundgang auf der rekonstruierten Schutzmauer und ein Besuch der Dauer- und Wechselausstellung, um den lehrreichen Tag komplett zu machen.
www.lwl-roemermuseum-haltern.de
Weitere Ausflugstipps in der Umgebung
Bei einem Tagesausflug nach Haltern lohnt ein Abstecher zum Halterner Stausee, um den ein zehn Kilometer langer Rundweg führt. Hier können Wandernde wunderschöne Ausblicke genießen, bevor sie etwa mit einem Fahrgastschiff das Wasser kreuzen. Alternativ ist für Familien der Freizeitpark Kettler Hof sehenswert. Die Wellenrutsche, der Streichelzoo und der Waldspielplatz erfreuen Kinder wie Erwachsene gleichermaßen.
Im Nachbarort Lüdinghausen setzen Kulturfans hingegen ihre Zeitreise bei einer Visite der Burg Vischering fort. In der interaktiven Dauerausstellung begleiten sie die Ahn*innen der Familie Droste zu Vischering auf ihrem Weg zu einer der erfolgreichsten landadeligen Familien des Münsterlandes. Auch die Burgen- und Schlösserlandschaft der Region thematisiert die Schau ausgiebig.