Mischa Kuball erinnert an die Zerstörung der Düsseldorfer Synagoge

KunstGeschichteDüsseldorf
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 nahm die nationalsozialistische Hetzjagd gegen die Juden neue, zuvor für undenkbar gehaltene Dimensionen an. Zur Vergegenwärtigung der Pogrome, die als „Reichskristallnacht“ in die Geschichte eingingen, hat der Künstler Mischa Kuball eine Lichtinstallation entwickelt, die auf die einstige Düsseldorfer Synagoge Bezug nimmt.

Das prächtige Gebäude wurde am 10. November 1938 von den Nazis in Brand gesetzt und später abgerissen. Kuballs Arbeit „missing link_“ rückt die Leerstelle ins Bewusstsein. Im vergangenen Jahr als temporäres Projekt realisiert, wird die Arbeit nun als dauerhafte Installation umgesetzt. Die offizielle Übergabe der Installation an die Stadt Düsseldorf findet am Samstag, 9. November 2024, um 22.30 Uhr in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und dem Künstler Mischa Kuball statt.

Die Große Synagoge an der Kasernenstraße, vom Kirchenarchitekten Josef Kleesattel im Stil der Neoromanik erbaut und 1904 eingeweiht, zählte zu den Kulminationspunkten des jüdischen Lebens in Düsseldorf. Nicht nur Gottesdienste fanden hier statt – der Zentralbau war auch Schauplatz von Konzerten und öffentlichen Vorträgen. SA-Männer, die zunächst das Innere verwüsteten und anschließend die Synagoge abfackelten, setzten einen barbarischen Schlussstrich unter diese ehrwürdige Tradition. Heute erinnert bloß eine Gedenktafel an das prächtige Gebäude.

Mit seiner Arbeit „missing link_“ will Mischa Kuball die Synagoge mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst ins Gedächtnis rufen und sie dort dauerhaft verankern. „Die Installation nutzt das weiße Licht und ein Fragment der alten Architektur, um an diesem Ort Aufklärung und Sichtbarkeit zu schaffen.“ Das Kunstwerk sei „auch ein Versuch, den Menschen nach diesem Verlust einen würdigeren Ort für gemeinsame Zusammenkünfte zu bieten.“ Als Ergänzung kann man sich eine eigene App herunterladen, die Informationen, historische Abbildungen und Zeitzeugenberichte zugänglich macht.

Mischa Kuball, der 1959 in Düsseldorf geboren wurde, ist wie geschaffen für das Projekt an der Ecke Kasernenstraße / Siegfried-Klein-Straße. Seit 1977 arbeitet er im öffentlichen Raum. Mithilfe des Mediums Licht lotet er soziale und politische Diskurse aus. Mit der jüdischen Geschichte und dem Holocaust hat sich Kuball wiederholt künstlerisch auseinandergesetzt. So realisierte der Professor für Public Art an der Kölner Kunsthochschule für Medien unter anderem die Projekte „res.o.nant“ (Jüdisches Museum Berlin), „greenlight“ (im ehemaligen Jüdischen Viertel von Montevideo) und „refraction house“ (in der Synagoge Stommeln).

Pressemitteilung der Stadt Düsseldorf zu Mischa Kuballs Projekt

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