Am 12. Mai zwischen 11 und 17 Uhr zeigen Hauswirtschafterinnen, welche Vielfalt an heimischen Kräutern in einem bäuerlichen Garten anzutreffen war und wie die heute teilweise nicht mehr bekannten Kräuter in der Küche verwendet wurden. Sie dienten nicht nur zum Verfeinern von Speisen, sondern waren auch Grundlage für die Herstellung von Soßen. Die frischen Kräuter brachten so Würze und Vitamine in die einfache Hausmannskost. Und sie bringen auch Abwechslung in den immer wieder spannenden und interessanten Rundgang...
Die Bockwindmühle aus der Gemeinde Titz ist das Wahrzeichen des LVR-Freilichtmuseums Kommern: Das 1782 errichtete "Wunderwerk" wurde 1958 an seinem ursprünglichen Standort im Ortsteil Spiel ab- und in der Eifel erneut aufgebaut. Der hölzerne Mahlgigant sicherte zuverlässig die Versorgung der Menschen im Raum Jülich. Seine vier großen Flügel drehten sich über 170 Jahre im Wind. Die Mühlsteine zerkleinerten das Getreide sorgsam zu Mehl. Die Zahnräder des Mahlwerks bewegten sich im Einklang.
Heutzutage ist die Mühle ein lebendiges Anschauungsobjekt, das exemplarisch für 78 weitere Bauexponate des Museums steht, die sich im originalgetreuen Zustand befinden. Die Hände der Besucher*innen gleiten sanft über den schräg abfallenden Ruderbalken, bevor es ins Innere der historischen Sehenswürdigkeit geht. „Mühlenarbeiter drehten mit dem sogenannten Steert den gesamten Aufbau via Hebelwirkung in die Richtung, aus der der Wind kam“, erklärt ein Museumsexperte, der Interessierten hier Rede und Antwort steht. Er deutet auf das große Holz am Ende der Eingangstreppe, das mit einem mächtigen Querbalken unter dem Gehäuse verbunden ist. Die Gäste erfahren: Der Querbalken ruht auf dem sogenannten Hausbaum, einem dicken Pfahl, der senkrecht im hölzernen Bock befestigt ist.
Was es noch alles auf dem rund 110 Hektar großen Gelände zu entdecken gibt? Die Ausstellung führt Zeitreisende durch fünf Baugruppen bis zu 500 Jahre in die Vergangenheit des Rheinlandes. Auf drei Rundwegen nähern sich die Besucher*innen früheren Lebens- und Arbeitsgewohnheiten, die im Westerwald/Mittelrhein, in der Eifel, am Niederrhein und im Bergischen Land alltäglich waren. Wer die 3,6 Kilometer lange, rote Strecke wählt, den erwartet das volle Geschichts- und Kulturprogramm: von regional unterschiedlichen Hofformen über prägnante Baustile bis hin zur typischen Inneneinrichtung in bestimmten Epochen.
Sehenswert sind bei einer Erkundungstour etwa das Schul- und Backhaus aus Löhndorf aus der Baugruppe Westerwald, in dem heute noch Brot nach althergebrachter Tradition im Tuffsteinofen aus dem Jahr 1826 gebacken wird. Wenn Besuchende die Kellerräume betreten, duftet es bereits herrlich nach Teigwaren und verschiedenen Gewürzen. Im ersten Geschoss stehen noch die Schulbänke, eine alte Tafel und ein Schulofen zur Ansicht aus. Hier erfahren Entdecker*innen, dass Kinder früher Holzscheite mit zur Schule brachten, um den Ofen zu beheizen.
Vorbei an Fachwerkhäusern mit mächtigen Holzbalken und reetgedeckten Dächern geht es auch zur Baugruppe Eifel. Hier sind die 48 Meter lange und 13 Meter breite Zehntscheune aus Sechtem sowie die Hofanlage aus Wallenthal echte Hingucker. In die Hofanlage wurde ein Haus aus Elsig eingepasst, aus dessen Fenstern heute markante rot-weiße Kissen hängen. Ein Schriftzug über dem Hauseingang verrät: Die Unterkunft stammt aus dem Jahr 1719. Das Panorama ist vielen Passanten ein Foto wert. Klick!
Apropos Foto: Auch das berühmte Mannesmann-Haus aus Bliedingshausen (Baugruppe Bergisches Land) mit den grünen Fensterlädchen, den verschieferten Wänden und ausgeprägtem Schnitzdekor ist ein wunderbares Fotomotiv. Es gehörte im 18. Jahrhundert der Gründungsfamilie der Firma "A. & P. Mannesmann", die es zugleich als Wohnung und Werkstatt nutzte. An ihm werden die Vermögensverhältnisse vieler wohlhabender Bauherren in der Region deutlich, die durch den 1903 ins Leben gerufenen „Ausschuss zur Förderung der Bergischen Bauweise“ dazu angeregt worden waren, das Erscheinungsbild ihrer Wohnhäuser im Stil eines „Bergischen Historismus“ zu erneuern.
Zu guter Letzt sollten Tagesausflügler*innen noch den Marktplatz Rheinland und den Museumsplatz besuchen. Auf Erstem führt das Freilichtmuseum die kulturgeschichtliche Präsentation bis in die Gegenwart, der Zeit von 1945 bis zum frühen 21. Jahrhundert.
Die Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit stellen etwa zwei Nissenhütten aus dem Niederrheinisch-Niederländischen Grenzraum, eine Notkirche aus Overrath, ein Fertighaus aus dem Quelle-Katalog wie eine Milchbar aus Brühl dar. Auf dem Museumsplatz klärt die Dauerausstellung „WirRheinländer“ über Wendepunkte und bedeutende Ereignisse zwischen 1794 und 1955 auf. Beim Gang durch die engen Gassen der fiktiven Lehrstadt Rhenania streifen Gäste Themen wie die französische Besatzung und das deutsche Kaiserreich. Drei weitere Ausstellungspavillons und ein Kabinett sind für Sonderausstellungen reserviert, die zum Beispiel die Technik- und Designgeschichte oder die Gartenkultur im Rheinland behandeln.