Ludwig van Beethoven

MusikKlassikBonn
Mozart lernte ihn als 16-Jährigen kennen und war schwer beeindruckt. Doch er konnte wohl kaum ahnen, welchen Platz Beethoven in der Musikgeschichte einnehmen sollte. Ein Porträt.

Mit 16 Jahren machte sich Ludwig van Beethoven 1787 von seiner Geburtsstadt Bonn aus nach Wien auf. Der Weg führte sofort zum verehrten Wolfgang Amadeus Mozart. Nachdem Beethoven sich als glänzender Pianist mit einer Improvisation vorgestellt hatte, soll Mozart mit den berühmten Worten reagiert haben: „Auf den gebt Acht, der wird einmal in der Welt von sich reden machen.“ Mozart hatte den richtigen Riecher.

Doch er konnte wohl kaum ahnen, welchen Platz Beethoven tatsächlich in der Musikgeschichte und bis heute im Musikleben einnehmen sollte. Im 19. Jahrhundert wurde der 1770 Geborene zum Prototyp des künstlerischen Genies erklärt, der mit seinen neun Symphonien den nachfolgenden Komponistengenerationen zum Vorbild wurde – bisweilen auch zur erdrückenden Last.

Der Dirigent Hans von Bülow nannte Beethovens 32 Klaviersonaten das „Neue Testament“ der Klaviermusik (das „Alte Testament“ war für Bülow das „Wohltemperierte Klavier“ von J. S. Bach) Selbst in der Rock- und Pop-Geschichte finden sich Beethoven-Denkmäler. Rock´n´Roll-König Chuck Berry sang 1956 „Roll Over Beethoven“, Miguel Ríos stürmte mit „Song of Joy“, einer Pop-Fassung von Beethovens Schiller-Vertonung „Ode an die Freude“, die Hitparaden.

Dass Beethoven vom Millionenseller schließlich zum milliardenschweren Wirtschaftsfaktor aufstieg, geht auf den japanischen Beethoven-Fan Norio Ohga zurück. Anfang der 1980er Jahre war es der ausdrückliche Wunsch des Vize-Präsidenten des Schallplattenlabels Sony gewesen, dass das neu entwickelte Speichermedium namens Compact Disc die Kapazität besitzen muss, um die gesamte Neunte Symphonie von Beethoven aufnehmen zu können. Als Referenzwert galt eine Aufführung von Wilhelm Furtwängler mit knapp 74 Minuten. Doch Beethovens Neunte ist nicht nur zum Referenzwert für Datenträger geworden, sie hat auch Karriere als Werbeträger gemacht. Ein Dentallabor warb mit dem Slogan: „Beethovens Neunte, so genial wie unsere Dritten.“

Popularität konnte Beethoven schon zu Lebzeiten genießen. Obwohl er die Hörgewohnheiten des Publikums auf eine radikal neue Probe stellte. Die überlieferte Klangsprache des 18. Jahrhunderts spickte er mit Dissonanzen und rhythmischen Spannungen, die für die damaligen Ohren ungeheuerlich waren. Zugleich war Musik bei ihm nicht mehr gelehrtes Spielwerk, keine Auftrags- oder Unterhaltungsmusik.

Beethoven, der in der Musikgeschichte der erste freischaffende Komponist von Rang war, versuchte mit seinen Werken, menschlich-ethische Ideale in Musik umzusetzen. So schrieb der von den politischen Umwälzungen seiner Zeit beeinflusste Beethoven bestimmten Harmoniewendungen eine eindeutige Funktion zu: „Sie sollen wirkliche Veränderungen in jedem Hörenden hervorbringen.“

Seine tönende Philosophie konnte Beethoven ab 1819 nicht mehr selber wahrnehmen, denn er war völlig ertaubt. Aber mit seinen späten Klaviersonaten brach er noch ein letztes Mal mit allen Traditionen und machte sich in bis dahin nie gehörte, wie entmaterialisiert wirkende Klangwelten auf. Als Beethoven schließlich am 26. März 1827 in Wien verstarb, verabschiedeten sich drei Tage später 20.000 Menschen von ihm. Während acht Kapellmeister die Zipfel des Bahrtuches hielten, begleiteten Musiker als Fackelträger den Sarg. Einer, der Beethoven so seine letzte Referenz erwies, war Franz Schubert.

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