„Krefeld. Bilder einer Stadt“: Florian Monheims Fotoband lädt zu einer Entdeckungsreise

KunstArchitekturOrteKrefeld
Zum 650. Geburtstag von Krefeld legt der Architekturfotograf Florian Monheim einen Bildband vor, der die Stadt am Niederrhein aus vielen Blickwinkeln ins rechte Licht rückt. Von der Samt- und Seidenindustrie, die im 18. und 19. Jahrhundert florierte, über die Bauhaus-Zeit bis zur Gegenwart erstreckt sich das Panorama. Texte des Krefeld-Kenners Helge Drafz runden die Darstellung ab.

„Von den Schwierigkeiten, eine Stadt zu fotografieren“, so ist das erste Kapitel des Buches überschrieben. Anders als beispielsweise Köln, wo das Rheinufer mit Dom und Hohenzollernbrücke als Postkartenmotiv fest etabliert ist, kann Krefeld keine Schokoladen-Ansicht vorweisen, die auf den ersten Blick wiedererkennbar ist. Ein Mangel, der sich als Vorzug erweisen kann: Das Fehlen eines zentralen Ortes, eines historischen Zentrums ermuntert dazu, die Aufmerksamkeit auf die Vielfalt von Sehenswürdigkeiten zu richten, den Blick in urbane Randbezirke schweifen zu lassen.

Eben das tut Florian Monheim, und so stellt man beim Blättern durch seine Krefeld-Hommage erstaunt fest, dass die Stadt am linken Niederrhein, die immer im Schatten des nahegelegenen Düsseldorf steht, hervorragende Zeugnisse der Architektur aus mehreren Jahrhunderten zu bieten hat – und zwar in Hülle und Fülle. Monheim ist der richtige Mann, um uns die Augen zu öffnen. Geboren wurde der Fotograf zwar in Stuttgart (1963), doch lebt er seit 2006 in Krefeld, darf also als eingemeindet gelten. Das trifft erst recht zu für Helge Drafz: Der Autor, Jahrgang 1962, ist in Castrop-Rauxel zur Welt gekommen, kennt Krefeld jedoch seit seiner Kindheit.

Somit sind die beiden die idealen Wegweiser auf einer Tour durch die „Stadt der Seidenweber“, wie Krefeld oft genannt wird. Bei diesem Architektur-Rundgang rückt das bauliche Erbe in chronologischer Ordnung in den Gesichtskreis: Burgen, Herrenhäuser und Landsitze werden ebenso dokumentiert wie architektonische Beispiele der Industrialisierung und der Gründerzeit. Jugendstil, Expressionismus und Lebensreform finden ihren Niederschlag – und selbstverständlich die Bauhaus-Zeit, die in Krefeld sehenswerte Spuren hinterlassen haben. Der Moderne-Zwilling Haus Lange und Haus Esters, 1927–1930 als Frühwerk des nachmals weltberühmten Architekten Ludwig Mies van der Rohe entstanden, ist natürlich prominent vertreten und ziert das Cover. Aber auch die Nachkriegszeit und die Gegenwart werden nicht vernachlässigt.

Florian Monheims Architekturfotos machen Lust, Krefeld auf eigene Faust zu erkunden. Gewiss sehen nicht alle Gebäude im Original so attraktiv aus, wie sie der erfahrene Fotograf (er hat mehr als 40 Bildbände zur Architekturgeschichte herausgegeben) vor Augen führt. Dass ein Besuch im ‚Architekturmuseum Krefeld‘ allemal eine lohnende Exkursion ist, steht jedoch außer Frage.

Florian Monheim (Fotos), Helge Drafz (Texte): Krefeld. Bilder einer Stadt, 200 Seiten, ca. 200 Abb., 1. Auflage 2023, Wienand Verlag, Köln, ISBN 978-3-86832-763-2

Die Buchvorstellung findet am 24. Oktober um 18.30 Uhr im Café K des Kaiser-Wilhelm-Museums statt – als Teil des Programms zur 650-Jahrfeier der Stadt Krefeld .

Verwandte Inhalte

Mehr Kultur aus NRW mit unserem Newsletter

Kulturkenner patternKulturkenner pattern