Felsendom im Großstadtgetümmel: Gottfried Böhms Gertrud-Kirche in Köln

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Wer mit dem Zug von Köln nach Aachen fährt, bemerkt sie schnell. Denn die Sankt-Gertrud-Kirche, die der Kölner Architekt Gottfried Böhm (1920–2021) im Jahr 1967 errichtete, sticht nicht zuletzt von der Bahntrasse aus betrachtet ins Auge. Als „kleiner Felsendom“ im Großstadtgetümmel – mit interessantem Kulturprogramm.

Diskussionen über Design, Lesungen, Theater oder Tanz, Ausstellungen und Performances – all das findet in der Kölner Sankt-Gertrud-Kirche ihren Platz. Jährlich geht hier das Festival „tanz.tausch“ über die Bühne. Regelmäßig ist der Kölner Obertonchor für seine Proben zu Gast. „sankt.gertrud: kirche+kultur“ heißt das umfangreiche Kulturprogramm, das vor allem sie ins Zentrum stellt: die Kirche selbst. Wer hier auftreten, ausstellen oder performen will, muss Bezug nehmen auf Gottfried Böhms ungewöhnlichen Bau aus dem Jahr 1967. 

In einer schmalen von schlichten Wohnhäusern dominierten Straße, schiebt sich der brutalistische Bau mit seinen drei Apsiden leicht aus der Blockrandbebauung heraus. Auffällig ist St. Gertruds überschlanker Glockenturm, der an einem kleinen Vorplatz steht. Wer in die Sichtbeton-Kirche hineingeht, fühlt sich zunächst wie in einer Höhle: Dafür sorgen die unregelmäßig gefaltete Decke und die wenigen Fenster, die meist nur indirektes Licht in den Innenraum lassen. Vom ebenerdigen Eingang geht es einige Stufen in den eigentlichen Gemeinderaum hinab. Unwirtlich fühlt man sich hier nicht – im Gegenteil: Die Architektur scheint die Menschen in ihrem Innern vom städtischen Leben wohltuend abzuschirmen.

Böhms Kirche ist ein Ort für Kontemplation und Konzentration – das erinnert auch an seinen wohl bekanntesten Sakralbau: Nicht nur äußerlich ähnelt Sankt Gertrud der Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“ in Neviges, die Gottfried Böhm ein Jahr später, also 1968, fertigstellte. Nicht zuletzt deshalb wird die Kölner Schwester auch „kleiner Felsendom“ genannt.

Netzwerk „sankt.gertrud: kirche+kultur“, Köln

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