Henrietta Horn studierte zunächst an der Sporthochschule Köln elementaren Tanz um im Anschluss an der Folkwang Universität der Künste in Essen – damals noch »Folkwang Hochschule« – ein Bühnentanz-Studium zu absolvieren. Von 1999 bis 2008 leitete sie gemeinsam mit Pina Bausch das Folkwang Tanzstudio und erhielt den "Künstlerinnenpreis des Landes NRW für Choreografie / Zeitgenössischen Tanz".
Während ihr humorvolles Tanztheater-Stück "Auftaucher" (2001) längst zu den Klassikern des Genres gehört – und diesen Status bei jeder Neueinstudierung eindrucksvoll bestätigt – arbeitete Horn immer wieder gezielt mit Live-Musiker*innen, ganz besonders aber auch mit Techniker*innen zusammen, um neue künstlerische Wge in der Verbindung mit Computer-Grafiken, Lichtechnik und der direkten Interaktion zwischen den szenischen Mitteln zu erschließen.
Daneben macht sich Henrietta Horn seit 2016 um den Erhalt des tänzerischen Erbes, insbesondere der Stücke der wegweisenden Ausdruckstanz-Ikone Mary Wigman, verdient. "Ich weiß nicht, ob ich das Wort Tradition mag. Es klingt so festgefahren“, sagt Horn und spricht lieber von "Erbe".
Auf Initiative von Patricia Stöckemann, die lange das Wigman-Archiv in Köln und Berlin verwaltete und bis 2021 die Dance Company Theater Osnabrück leitete, übernahm Horn 2016 zunächst die Rekonstruktion der Choreografie von "Le sacre du printemps", die Wigman 1957 schuf. Wobei Horn selbst aufgrund der schlechten Dokumentationslage große Teile neu choreografierte. Mit "Die Feier" und "Danse macabre" folgten weitere Wigman-Adaptionen.
"Es ist wichtig, diese Stücke aus den Archiven auf die Bühne zurückzuholen, um sich damit auseinandersetzen zu können", ist Horn überzeugt. Gleichzeitig mit Horns Beschäftigung mit dem Tanzerbe, ist die Choreografin sowohl als Dozentin an der Folkwang Universität, wie auch in ihren Neukreationen außerordentlich kreativ und experimentierfreudig. Oft steht sie dabei selbst als Tänzerin und Performerin auf der Bühne, arbeitet aber auch intensiv in Produktionen mit Studierenden oder Jugendlichen zusammen.
Dabei gelingt es Henritta Horn immer wieder, dem zeitgenössischen Tanz neue Impulse zu geben, die sie zu einer der wichtigsten Choreograf*innen in NRW und darüber hinaus machen.