Im Porträt: Helmut Käutner

Film
Helmut Käutner, der seine Karriere in den 1930er Jahren begann, wurde zum repräsentativen Regisseur der 50er Jahre – zu ihrem besten und zu ihrem unterschätztesten. Auch deshalb tat Düsseldorf gut daran, einen Filmpreis in seinem Namen zu verleihen.

Seit 1992 vergibt Düsseldorf im Namen Helmut Käutners einen Preis, der Leistungen für „die deutsche Filmkultur“ würdigt. Käutner kam vom Theater und Kabarett, von der Literatur und der Kunst. Aus dieser Prägung entwickelten seine Filme eine Qualität, die auf Eleganz, sensibler Bildgestaltung und der Konzentration auf die Schauspieler beruht.

Am 25. März 1908 in Düsseldorf geboren, hat Käutner früh die Eltern Paul und Claire verloren. Der Vater fällt im 1. Weltkrieg, mit der aus der Familie Röntgen stammenden Mutter zieht der junge Helmut Käutner nach Essen. Sie stirbt 1926, im Jahr, in dem ihr Sohn Abitur macht. Parallel dazu besucht er Kurse an der Folkwang-Schule, geht dann zum Studieren nach München, sucht Kontakt zur Bühne, spielt an den renommierten Kammerspielen. Mit Kollegen gründet Käutner die Truppe „Vier Nachrichter“. Bald sorgt das Quartett auch in Berlin für Furore, bis es 1935 verboten wird. Integre Gesinnung und Wortwitz gelten bereits als „zersetzend“.

Käutner, der Meister des Leisen, Hintergründigen und Ironischen, war kein Gewährsmann der Nazis. Das Wort von der „inneren Emigration“ passt auf ihn gut. Er drehte musikalischen Ulk, mischte Herz und Schmerz, komponierte in den Tagen der Stahlgewitter eine „Romanze in Moll“. Das offizielle nationale Filmschaffen wusste er zu meiden. Seinen Nischen-Filmen sieht man an, dass das Private nicht unbedingt unpolitisch sein muss. "Desertationsfilme" waren es, hat jemand klug erkannt. "Unter den Brücken" von 1944/45 ist ein Film in Zivil, während die Welt um ihn her stramm stand. Sein Poetischer Realismus ein Protest gegen das Laute, Brutale, Vulgäre und Mörderische.

Käutner blieb auch nach dem Ende der nationalsozialistischen Zeit ein Sonderfall – ein Chamäleon und ein „letzter Dandy“ (Artur Brauner). Von den 1930er bis in die späten 1970er Jahre hat er mehr als 50 Filme gedreht, hat Nazi-Diktatur und Stunde Null, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, die 68er-Revolte und die bequem werdende westdeutsche Demokratie durch die Kamera betrachtet. Häufig wandte Käutner sich gegen die gerade regierende Zeit, ihren Geist und Ungeist. Obwohl er sehr populäre Unterhaltungsfilme schuf, durchweht sie ein Gegenwind, auch gegen überhebliches Nationalbewusstsein. Karsten Witte sprach von diesen Filmen als Zeugnissen des "unerklärten Bürgerkriegs in der BRD. "Der Rest ist Schweigen", eine Hamlet-Paraphrase, ins Ruhrgebiet versetzt, ist einer dieser Gegen-Filme.

Mit der Hafenromanze „Große Freiheit Nr. 7“ (1943/44) ließ sich kein Staat machen. Wenn Hans Albers zum Schifferklavier greift, die Farben phantastisch zu leuchten beginnen und er „La Paloma“ singt, wird alles fatales Gefühl. In „Unter den Brücken“, in dem zwei Binnenschiffer (Carl Raddatz, Gustav Knuth) um ein Mädchen (Hannelore Schroth) werben, ist der Krieg nicht anwesend. Ein hingezaubertes Schwarzweiß, lakonisch, zart und humorvoll.

Doch in der Wahrnehmung haben sich andere seiner Arbeiten nach vorn gedrängt, buntere und lautere. In Kostüm- und Uniformfilmen hat Käutner seine Kritik an den Verhältnissen etwas unverbindlich eingepackt, darunter Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“ mit Heinz Rühmann oder „Des Teufels General“ und „Schinderhannes“ mit dem kolossal markigen Curd Jürgens. Da konnte das deutsche Wesen am zivilen Ungehorsam genesen.

Käutner wurde so der maßgebliche Filmemacher der jungen Bundesrepublik. Seine Stars hießen Ruth Leuwerik, Liselotte Pulver, Maria Schell und Romy Schneider, Horst Buchholz, O.W. Fischer, Gert Fröbe, Hardy Krüger, Maximilian Schell und Bernhard Wicki. Er wurde international gefeiert und für zwei Produktionen nach Hollywood eingeladen. Kunst im Film, hat der 1980 gestorbene Käutner einmal gesagt, sei „eigentlich eine Art Schmuggelware“. Manches Mal hat er dieses rare Gut transportieren können.

Film
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