Der alte Hausschlüssel gehörte einer Vertriebenen aus Schlesien – über Jahrzehnte trug sie ihn bei sich, auch noch, als es ihr altes zu Hause wohl gar nicht mehr gab. Oder ein paar Murmeln, die ein Junge aus Syrien auf die Flucht mitgenommen hat. Ein Dirndl, geschneidert aus afrikanischen Stoffen. Und das Ortsschild eines Dorfes, das dem Braunkohletagebau zum Opfer fiel. Lauter Dinge, die von Heimat handeln.
„Heimat – eine Suche“, eine Ausstellung im Bonner Haus der Geschichte, die von 2021 bis 2023 präsentiert wurde, entdeckte einen ganzen Heimat-Kosmos. Struktur gab die Ausstellungsarchitektur. Sie ließ an ein heimeliges Dorf denken, mit dem Platz in der Mitte, wo man Diskussionen folgen oder miteinander reden kann. Die Bereiche ringsum schnitten diverse Themen an: Es ging um Migrant*innen, die oft gleich zwei Heimaten haben, und um Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland: Was bedeutet es für sie, nach dem Holocaust hier zuhause zu sein?
Der Verlust von Heimat durch den Tagebau wurde angesprochen und die Erfolgsserie der 1980er Jahre – „Heimat“ von Edgar Reitz. Im Blick zurück wurde der Bedeutungswandel skizziert, den das Wort in den vergangenen rund 200 Jahren durchgemacht hat. Von den Heimatgedichten der deutschen Romantik über die Industrialisierung und weiter zur nationalistischen „Blut- und Boden“-Ideologie. Ihren Schwerpunkt fand die Schau aber in der Zeit von 1945 bis in die Gegenwart zu einem schlammverkrusteten Gaszähler aus dem Ahrtal etwa. Aus einer im Sommer 2021 zerstörten Heimat.
