In Götz Alsmanns Biografie stehen drei Termine sehr dicht beieinander. Da ist der 12. Juli 1957 als Tag seiner Geburt vermerkt, das Jahr 1959 als jenes, in dem die Familie Alsmann einen Fernseher erwirbt, und in der Rubrik 1961 steht ein Satz, aus dem sich eigentlich alles weitere erschließt: „Götz beschließt, Musiker zu werden oder einen anderen Weg zu finden, ins Fernsehen zu kommen.“
Wären alle Vierjährigen von solcher Entschlusskraft, hätten die Berater in den Arbeitsagenturen nicht so viele Schwierigkeiten, Heranwachsende für ein Berufsbild zu begeistern. Irgendwann später muss es dann allerdings zu nachhaltigen Irritationen in Alsmanns Weltsicht gekommen sein, denn an einem bestimmten Punkt entschloss er sich, das aktuelle Weltgeschehen auszublenden und nur noch in der Vergangenheit zu schwelgen, die moderne Welt zwar zu nutzen, ihr aber fremd zu bleiben als Wächter eines persönlichen Geschmacksmuseums.
Bei Götz Alsmann muss die Form stimmen. Immer und auf jeden Fall. Undenkbar, diesen Mann in Jogginghose am Kiosk zu treffen. Schon in jungen Jahren lernte der kleine Götz, dass man sich ordentlich anzieht, auch wenn man das Haus nicht verlässt. Er bekam eine besondere Form der Selbstachtung eingeimpft und damit auch eine gehörige Kraft zur Selbstbehauptung.
Die brauchte er auch, denn nicht immer sahen die Zeiten für den Interpreten angestaubter Swingschlager so rosig aus wie momentan. Lange musste er ringen, um andere von seinen musikalischen Vorlieben zu überzeugen, von seinem Hang zu knistrigen Schellack- und Vinylplatten.
Professor Bop nennt er sich, wenn er im WDR-Radio die alten Platten auflegt und in der Musikhistorie kramt. Seine musikalische Doktorarbeit ist in der Deutschen Nationalbibliothek unter dem Titel „Nichts als Krach“ zu finden. Sie handelt von unabhängigen Schallplattenfirmen und der Entwicklung der populären amerikanischen Musik zwischen 1943 und 1963.
Viele Trends hat Alsmann in sich aufgesogen. Er war in London, als sich dort die ersten Punks zurecht machten, und er hat trotz seiner fein gepflegten Verweigerungshaltung gegenüber allem Neuen auch aus aktuellen Tönen durchaus mal Honig gesogen. So feierte er 1985 mit einer verswingten Version des Depeche-Mode-Hits „People Are People“ einen ersten überregional bedeutenden Erfolg. Seitdem kennt man den Mann mit der komischen Tolle und der bizarr altmodischen Brille auch über seine Heimat Münster hinaus.
Kurz danach wurde das Fernsehen auf ihn aufmerksam. Schon 1986 moderierte er im WDR-Fernsehen „Roxy – das Magazin für den jungen Erwachsenen“. Es wurde kein riesiger Erfolg, wie auch die späteren Einsätze selten mehr als ein paar Stufen auf der Erfolgsleiter schafften. Meist brach die Reise nach oben bald wieder ab. Es gab nicht wenige, die Alsmann schon als Garanten für Flops sahen. Das änderte sich erst, als er 1996 gemeinsam mit Christine Westermann die Moderation der eigentlich nur als Sommerlochfüller gedachten Show „Zimmer frei!“ übernahm, nicht ahnend, dass die Sendung bis 2016 erfolgreich über die Mattscheibe flimmern würde.
Alsmann spielte darin Alsmann und erwachte als launiger Stichwortgeber immer dann aus der Clownsstarre, wenn er mit dem Gast der Sendung musizieren durfte. Dann sprühte er vor Lust, vor Enthusiasmus, vor Lebensfreude. Es ist dieses Gefühl, das er auch auf seinen stets ausverkauften Konzerten zu Markte trägt. Er gibt dem Affen Zucker, so wie er es früh vom Fernsehen gelernt hat, aber er biedert sich nie dem Medium an. Ein bisschen ist er sicherlich immer noch der Vierjährige geblieben, der sich einfach nur einen frühen Traum erfüllt hat. Genau für diese Zielstrebigkeit lieben ihn die Menschen.