„Es gibt ein Publikum für unsere Ideen.“ André Patten über das Jubiläum von Land in Sicht

Literatur
Seit zehn Jahren gibt es den Verein für Literaturvermittlung „Land in Sicht“ bereits. Die gleichnamige Lesereihe wird am 17. Oktober zum letzten Mal stattfinden. Doch das bedeutet noch lange nicht das Ende. Im Gegenteil: ob Förderpreis, Street Art Lesung oder Short Story Night – Land in Sicht ist längst zur Institution geworden und bietet vor allem junger Literatur eine Bühne. Was für das große Jubiläum geplant ist und ob es schon Zukunftspläne gibt, darüber haben wir mit Gründungs- und Vorstandsmitglied André Patten gesprochen.
Vor zehn Jahren haben Sie die Lesereihe ins Leben gerufen. Wie ist die Idee zustande gekommen und was macht das Projekt aus?
A.P.:
Das war damals eine ganz andere Zeit, auch eine andere Literatur – weit vor den Krisen, die heute unser Leben prägen. Niemand hätte sich so etwas wie eine Pandemie vorstellen können. Wir waren damals alle im Studium und hatten großes Interesse an junger Literatur. Was uns fehlte, war ein Ort für genau diese Literatur. Anders war es in Berlin, wo es bereits Lesereihen gab, die unabhängig von Institutionen oder Verlagen in Cafés und Bars in lockerer Atmosphäre veranstaltet wurden. Ohne die oft prägende Distanz zwischen Bühne und Publikum und mit jungen, neuen Autor*innen. Wir fanden das gut und haben uns ein ähnliches Format für Köln gewünscht und tatsächlich zunächst nach Leuten gesucht, die so eine Reihe organisieren könnten. Es hat dann nicht lange gedauert, bis uns klar wurde, dass wir eine solche Reihe am besten selbst veranstalten. Interessanterweise haben sich in der Folge auch in vielen weiteren deutschen Städten ähnliche Lesereihen gegründet.
In all der Zeit gab es bestimmt viele Highlights und interessante Begegnungen. Ist Ihnen eine Lesung besonders in Erinnerung geblieben?
A.P.:
Ja, eine Menge! Der erste Abend ist natürlich einer, der besonders in Erinnerung geblieben ist. Wir haben gedacht, wenn zwanzig Leute kommen, ist es ein Erfolg. Am Ende waren es knapp hundert im übervollen Café Fleur. Das hat uns gezeigt: Es gibt ein Publikum für unsere Idee und für die Autor*innen, die wir vorstellen wollen. Zehn Jahre später zeigt die seitdem stark gewachsene freie Literaturszene, dass wir zur richtigen Zeit losgelegt haben. Was die Lesereihe darüber hinaus so besonders macht, sind die vielen Literaturformate, die aus ihr hervorgegangen sind: das Auftakt Festival, die Hörspielwiese, die Short Story Night – um nur einige zu nennen.
Was ist für das große Jubiläum geplant?
A.P.:
Die Jubiläumsausgabe am 17. Oktober wird gleichzeitig die letzte Ausgabe der Lesereihe sein. Nach zehn Jahren ist Schluss. Es wird noch einmal eine typische Ausgabe geben – im Grunde wie vor zehn Jahren, ein Literaturabend, bei dem wir auch selbst gerne im Publikum wären, vielleicht mit der ein oder anderen Überraschung.
Geht es denn mit den anderen Formaten weiter oder sind neue Formate in Planung?
A.P.:
Ja, auf jeden Fall! Der aus der Lesereihe hervorgegangene Land in Sicht e.V. wird weiter bestehen und Formate wie die Short Story Night und die Street Art Lesungen fortführen. Wir als Team bleiben auch alle dabei und es gibt neue Ideen. Ich will aber noch nicht zu viel verraten. Klar ist, dass es wie bei all unseren Formaten darum gehen wird, der gegenwärtigen Literatur, Raum, Bühnen und Experimentierfelder zu verschaffen. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang für uns Kooperationen mit Institutionen, freien Gruppen und anderen Künsten. Ich denke, dass es gerade jetzt, wo die Finanzierungsfrage wieder stärker in den Mittelpunkt der freien Kultur rückt, umso mehr Sinn macht, sich zusammenzutun. Zu zeigen: Wir sind viele, wir sind wichtig für die Ausgestaltung unseres gesellschaftlichen, demokratischen Zusammenlebens.
Autorin: Simone Saftig

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