Berühmt wurde er durch seine „One Minute Sculptures“. Witzig-absurde Slapstick-Performances, die Erwin Wurm als Fotografie oder Video festhielt. Inzwischen zählt der Österreicher (Jahrgang 1954) zu den Stars des internationalen Kunstbetriebs. Auf Einladung des Bonner Vereins Stiftung für Kunst und Kultur hat Wurm im Zentrum der Stadt eine mobile Handtasche aus Bronze platziert. Die „Walking Bag“ ist der fünfte Beitrag der Skulpturenreihe „Kunstprojekt Bonn“.

Erwin Wurm vor seiner Bonner Skulptur „Walking Bag“ (© Erwin Wurm VG Bild-Kunst Bonn, 2022, Foto: Daniel Biskup)

Sie besteht aus orange patinierter Bronze, ist vier Meter hoch und mit zwei überdimensionalen Beinen ausgestattet. Erwin Wurms „Walking Bag“ ist der neue Blickfang an der Ecke Am Hof/Am Neutor. „Ich zeige eine Person, die auf ihre Accessoires reduziert ist: Tasche und Schuhe“, kommentiert der Künstler seine Arbeit. „Das mag paradox wirken, doch unsere Realität ist viel verrückter, als jede absurde Perspektive es für möglich hält.“ Wer wollte da widersprechen?

Sinn für Aha-Effekte und skurriler Humor gehören zu den hervorstechenden Eigenschaften von Wurms Skulpturen, Aktionen, Videos, Fotos und Zeichnungen. Das gilt für sein „Selbstporträt als Essiggurkerl“ oder den Riesenpulli als Fastentuch für den Wiener Stephansdom ebenso wie für seine grotesk außer Form geratenen oder geschrumpften Häuser („Fat House“, „Narrow House“). In Bonn tritt er in die Fußstapfen von Markus Lüpertz, Tony Cragg, Bernar Venet und Stephan Balkenhol – Walter Smerling, der umtriebige Vorsitzende der Stiftung für Kunst und Kultur, hat diese renommierten Künstler nach Bonn gelotst und die Finanzierung durch Sponsoren unter Dach und Fach gebracht. Bis 2030 sollen weitere Werke der Gegenwartskunst in den Bonner Stadtraum Einzug halten und ihn so zum „urbanen Museum“ machen.

Laut Pressemitteilung der Stiftung handelt es sich bei Erwin Wurms Verfremdung einer Birkin-Bag von Hermès um einen Beitrag zur Konsumkritik. Allerdings kommt die Plastik so drollig und sympathisch rüber, dass man sich fragt, wie Wurm wohl vorgehen würde, wollte er eine Skulptur zum Thema Konsumaffirmation erschaffen.

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