Else Lasker-Schüler

LiteraturWuppertal
Else Lasker-Schülers Liebesgedichte gehören zu den schönsten des Landes. In Elberfeld geboren, war sie Zeit ihres Lebens auf der Suche nach den großen Gefühlen – und den Möglichkeiten der Sprache.

Als kleines Kind, so Else-Lasker-Schüler in ihren Erinnerungen, sei sie oft von Langeweile gequält worden. Ihre Mutter, die sie "inbrünstig liebte", fand Rettung durch immer neue Spiele. "Einwortsagen" nannten beide ihr Spiel, bei dem es darum ging, Reimwörter zu finden. Auch mit der Knopfsammlung der Mutter spielte die junge Else. "Der herrlichste Knopf war Jett, besät mit goldenen Sternlein, und ich staunte ihn an. Er war das Himmelreich meiner Knöpfe und hieß: Joseph von Ägypten."

Dieser Joseph blieb ihre Lieblingsgestalt, jener biblische Joseph, der von seinen Brüdern verstoßen und nach Ägypten verkauft wird und als Pharaos Traumdeuter zu großer Macht gelangt. Später verwandelte sich Else Lasker-Schüler dichtend in diese Figur, nannte sich "Prinz Jussuf", träumte sich in einen märchenhaften Orient, denn auch sie war fremd im eigenen Land, eine Außenseiterin, die im Jerusalemer Exil ihre Fremdheitserfahrung machen sollte.

Sie wurde am 11. Februar1869 in Elberfeld (heute: Wuppertal) geboren, heiratete den Arzt Jonathan Lasker und zog mit ihm 1894 nach Berlin. Die Ehe wird 1903 geschieden. Else Lasker-Schüler verdient ihren Lebensunterhalt zunächstmit eigenen Zeichnungen. Bald taucht sie ein in die Berliner Bohème mitdem Café des Westens im Mittelpunkt.

Ihre ersten Gedichte erscheinen und Künstler wie Peter Hille, Theodor Däubler, Franz Marc, Georg Trakl, Gottfried Benn, Paul Zech zählen zu ihren Freunden. Benn schrieb später: "Man konnte weder damals noch später mit ihr über die Straße gehen, ohne dass alle Welt stillstand und ihr nachsah: extravagante weite Röcke oder Hosen, unmögliche Obergewänder, Hals und Arme behängt mit auffallendem, unechtem Schmuck."

1903 heiratet sie Georg Lewin (bekannt als Herwarth Walden) und trennt sich sieben Jahre später von ihm. Else Lasker-Schüler ist Zeit ihres Lebens (oft unglücklich) verliebt. Diese Gefühle drückt sie aus in ihren Liebesgedichten, die zu den schönsten deutscher Sprache gehören. Sie schrieb auch Prosa und drei Theaterstücke: die Arbeitermär "Die Wupper" über die Anfänge der Industrialisierung in ihrer Heimatstadt, "Arthur Aronymus und seine Väter" (eine Erinnerung an ihre Familie und die Spannungen zwischen Juden und Christen um 1840) sowie "IchundIch", ein "Faust"-Stoff angesichts der politischen Tragödie Deutschlands.

Die Jüdin verließ Deutschland 1933, emigrierte in die Schweiz, reiste 1939 zum dritten Mal nach Palästina, wo sie einsam und krank am 22. Januar 1945 starb. Gottfried Benn 1952: "Sie aß nie regelmäßig, sie aß sehr wenig, oft lebte sie wochenlang von Nüssen und Obst. Sie schlief oft auf Bänken, und sie war immer arm in allen Lebenslagen und zu allenZeiten. Das war der Prinz von Theben, Jussuf, Tino von Bagdad, der schwarze Schwan. Und dies war die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte."

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