Drei Fragen an Johannes Austermann, Film-Enthusiast und Kino-Betreiber

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Andere reden vom Kinosterben, er geht mit einem neuen Lichtspielhaus in die Offensive. In Versmold (Kreis Gütersloh) hat Johannes Austermann ein neues Kino eröffnet. Wie es dazu kam, wie das Programm der Kulturbühne Versmold ankommt, und welche Pläne er für die Zukunft hat, darauf antwortet Austermann im Kulturkenner-Interview.
Seit einigen Jahren betreiben Sie das Kino Scala in Warendorf. Nun engagieren Sie sich auch in Versmold (Kreis Gütersloh) für die Lichtspielkunst am angemessenen Ort. Im vergangenen Oktober haben Sie dort ein neues Kino eröffnet, die Kulturbühne Versmold. Wie ist es dazu gekommen, was hat Sie dazu motiviert?
J.A.:
Ich hatte bereits mit der Stadt Versmold eine Kooperation mit dem Kinobus, der einmal im Monat verschiedene Haltestelle in Versmold angefahren ist und die Kinder selbstständig ohne Eltern zum Scala-Filmtheater nach Warendorf gebracht hat. Die Stadt hat mich angesprochen und gefragt, ob ich die Räumlichkeiten der Kulturbühne Versmold auch mit Kino bespielen mag. Zuvor hatte die Stadt dort selbst versucht, ein Kino zu etablieren. Aber weil die Kulturbühne nicht voll digitalisiert war, wurde die Stadt nur selten von den Filmverleihern mit aktuellen Filmen beliefert. Weshalb die Nachfrage sehr überschaubar war. Bei der Besichtigung war ich begeistert von den Räumen der Kulturbühne Versmold. Hinter einer tristen Schulfassade versteckt sich ein Schmuckkästchen. Der Saal umfasst 375 bequeme Plätze und eine sehr große Leinwand. Im Zuge eines Probejahrs, das bis zum Sommer läuft, und dank einer Kooperation mit der Stadt Versmold konnten wichtige Investitionen getätigt worden, um ein vollwertiges Kino zu errichten. Das Bild in der Kulturbühne ist atemberaubend. Zudem wurde ein Dolby-7.1-Surround-System verbaut und der Ton professionell eingemessen. Natürlich darf die klassische Kinoverpflegung in Versmold auch nicht fehlen.
Welche Programm-Schwerpunkte präsentieren Sie in der Kulturbühne Versmold? Und wie ist die bisherige Resonanz beim Publikum?
J.A.:
Von Kinderfilm bis Horrorfilm ist alles dabei. Besonders deutsche Filme und Familienfilme laufen sehr gut in Versmold. In den letzten Wochen sind es immer mehr Gäste geworden. Schließlich hatte die Stadt viele Jahrzehnte kein Kino mehr, und deshalb muss es sich erst mal wieder richtig herumsprechen, dass jetzt bessere Zeiten für Filmfans angebrochen sind.
Sehen Sie trotz der immer mächtiger werden Streaming-Dienste, die das Filmerlebnis ins Wohnzimmer holen, eine Zukunft für das Kino?
J.A.:
Ich sehe die Streaming-Dienste tatsächlich nicht als Konkurrenz für den Kulturort Kino. Das echte Film- und Ausgeherlebnis gibt es immer nur im Kino! Für uns Kinobetreiber ist es trotzdem eine große Herausforderung, die Menschen von ihren Sofas in unsere Kinosäle zu locken. Hier kann und sollte Streaming und Kino auch Hand in Hand gehen und sich gegenseitig befruchten. Ein Film, der im Kino viele Besucher*innen angelockt hat, wird später im Stream auch eine erfolgreiche Auswertung erfahren. Ich bin fest davon überzeugt, dass selbst in 100 Jahren noch Menschen in Kinosälen zusammenfinden, um große Filme auf der großen Leinwand genießen. Egal, wie sich das Home-Entertainment weiterentwickelt. Gemeinsam lachen, weinen und Emotionen durch die Luft spüren, das bekommt man nur im Kino.

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