Mit ihren über 110 Jahren gehört die Müngstener Brücke als höchste deutsche Eisenbahnbrücke zwar nicht zum alten Eisen, renovierungsbedürftig ist das ehrwürdige Bauwerk dennoch. Bis 2016 werden 30 Millionen Euro für die Instandhaltung der 107 Meter hohen Bogenbrücke zwischen Remscheid und Solingen investiert. So bleibt nach langen Jahren des Zweifels ein einzigartiges Monument erhalten.

Über 4900 Tonnen Gewicht und 75 000 Quadratmeter Stahlgerüst für die 465 Meter lange Strecke über die Wupper – das gigantische Bauwerk ist ein Wahrzeichen des Bergischen Landes und Zeuge des frühen kleinindustriellen Aufschwungs der Region. Als Kaiser-Wilhelm-Brücke wurde sie von 1894 bis 1897 im Verfahren des freien Vorbaus errichtet. Ohne weitere Hilfsgerüste bauten Wagemutige die beiden Halbbögen aus filigranem Stahlfachwerk von beiden Uferseiten aufeinander zu – und trafen sich dank perfekter Berechnung des Konstrukteurs Anton von Rieppel genau in der Mitte. Die Brücke ist dabei nicht das einzige Zeugnis seiner Ingenieurkunst in der Region: Auch das besondere Stützensystem der zeitgleich geplanten Wuppertaler Schwebebahn geht auf Anton von Rieppel zurück.

Um das imposante Bauwerk als Speerspitze des technischen Fortschritts wurden schon von Zeitgenossen zahlreiche Legenden gesponnen, die Geschichte um einen – unter mehr als 900 000 verbauten Stahlnieten versteckten – goldenen Niet ist nur die berühmteste. Mit dem „Müngstener“, der Regionalbahn 47, können Eisenbahnfreunde im 20 Minuten-Takt auf der Strecke von Wuppertal bis Solingen die Brücke überfahren. Zu besonderen Anlässen wie dem alljährlich am letzten Oktober-Wochenende stattfindenden Brückenfest fährt auch eine Museumsdampflok.

Fast noch eindrucksvoller ist allerdings der Panoramablick aus dem Wupper-Tal hinauf zur Eisenbahnbrücke. Hier wurde 2006 nach wechselvoller Geschichte des Geländes unterhalb der Brücke der Müngstener Brückenpark eröffnet. Unter anderem können die Besucher dort auf einer handbetriebenen Fähre die Wupper überqueren. Architektonisch bemerkenswert ist das Besucherzentrum, das mit seiner durchgehenden Fassade aus rostendem Baustahl und seinen großen Fensterfronten in den Dialog mit der Brücke tritt. Oder man wandert von der Müngstener Brücke aus entlang der Wupper Richtung Schloss Burg.

Als Vorschlag für den Titel des UNESCO Welterbes fiel die Müngstener Brücke 2012 bei der NRW-Jury durch. Stattdessen wurde vorgeschlagen, ein europäisches Vorhaben auf den Weg zu bringen: Eine gemeinsame Bewerbung mit würdigen Verwandten, den berühmten Brücken von Gustave Eiffel in Frankreich und Portugal.