Im Porträt: Der Lüntec-Tower in Lünen (Colani-Ufo)

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Der Lüntec-Tower in Lünen, besser bekannt als Colani-Ei, gehört zu den ungewöhnlicheren Bauten in NRW. Fortan ist das vom Designer Luigi Colani gestaltete futuristische Gebilde für die Öffentlichkeit zugänglich.

Industriekultur in ihrer skurrilsten Form: Ein ellipsenförmiger Körper aus 18 weißen, glasfaserverstärkten Kunststoffzellen mit vier Blitzableiter-Antennen hat sich da auf dem Gerüst eines ehemaligen Förderturms niedergelassen. Wie übergroße Bullaugen eines U-Boots wirken seine Fenster, wie Positionslichter einer Mondfähre seine grellen Strahler, die in der Nacht den Baukörper noch surrealer erscheinen lassen. Naheliegend also, dass dieses mysteriöse Gebilde um seine Landestelle Lünen im Volksmund auch Colani-Ufo genannt wird.

Mit der Einstellung der Steinkohleförderung nach über 70 Jahren auf der Zeche Minister Achenbach im Jahr 1990 begann die Suche nach sinnvoller Nachnutzung des Geländes. Eher zufällig ergab sich ein Kontakt zu dem Designer Luigi Colani (1928–2019), dessen origineller Entwurf mithilfe der Finanzierung durch die Internationale Bauausstellung Emscher Park umgesetzt wurde. Wo andernorts die Harmonie von Historischem und Neuem betont wurde, wurde in Lünen mit dem Ufo (auch „Colani-Ei“) scharf kontrastiert: Auf das stählerne Fördergerüst von 1924 wurde 71 Jahre später der hypermoderne, fast organisch wirkende Baukörper aus Kunststoff gesetzt.

Eigentlich wollte der exzentrische Colani rund um seinen Turm ein Design-Quartier entwickeln und sich selbst mit einer Firma ansiedeln. Doch im Widerstreit hochfliegender Pläne des Großdesigners und der realitätsgeerdeten Kommunalpolitik zerbrach die Projektallianz. Colani kam nicht und die Hoffnungen auf das Designquartier platzten. Stattdessen siedelte man auf dem alten Zechenareal einen Technologiepark (Lüntec), später auch ein Gründerzentrum an. Doch für die Büros im Inneren des Ufos fand sich kein langfristiger Mieter.

Schließlich entschloss man sich umzudenken und baute bis 2009 den 8,50 Meter hohen Raum mit seinen 20 Metern Durchmesser zu einem außergewöhnlichen Tagungsort um. 30 Tagungsteilnehmer können von hier oben den 360-Grad-Blick bis zum Dortmunder Fernsehturm Florian genießen, natürlich in frei wählbarer farbiger Lichtstimmung und auf flauschigem Hochflor-Teppich. Dazu spendierte man dem 300-qm-Ufo ein unauffälligeres, aber architektonisch nicht weniger interessantes Pendant. Am Boden ergänzt ein dreigeschossiger, anthrazitfarbener Glas-Kubus nüchtern und elegant das Ensemble von weißem Ufo und der zu seinem Fuße liegenden backsteinroten Schachthalle. Auf dem Areal rund um den Turm befindet sich das Lüner Technologie- und Gründerzentrum (Lüntec). Hier haben die Wirtschaftsförderung sowie Start-ups und Unternehmen der Kreislauf- und Gesundheitswirtschaft ihren Sitz.

Seit April 2024 ist die Panoramalounge an ausgewählten Terminen auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Grund ist der Wegfall der Förderbindung. Wo bislang nur gewerbliche Nutzung erlaubt war, darf das Colani-Ei nun auch für private Zwecke wie Trauungen oder Lesungen genutzt werden. Maximal 30 Personen haben dann Zutritt. Außerdem bietet die Stadt Lünen einmal im Monat eine Führung durch den Büro-Ufo – inklusive Panoramablick über Lünen.

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