Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica ist wohl das eindrucksvollste Zeugnis preußischen Geltungsbedürfnisses und Kaiserverehrung in Westfalen. Bis 1896 unter der Regentschaft Kaiser Wilhelms II. von der Provinz Westfalen für seinen Großvater und „Reichsgründer“ Kaiser Wilhelm I. errichtet, steht es stellvertretend für den landesweiten Kaiser-Wilhelm-Kult um die Jahrhundertwende. Diese politisch gesteuerte Verehrung, die Heinrich Mann in „Der Untertan“ treffend mit der Darstellung des Denkmal-Komitees der fiktiven Stadt Netzig karikierte, führte zur Aufstellung von über 400 Reiter- und Standbildern, Sitzstatuen und Büsten, die Kaiser Wilhelm I. als Symbolfigur der Einigung des Deutschen Reiches 1871 verherrlichen sollten.

Dass die von Heinrich Mann dargestellten Zustände nicht so weit von der Realität entfernt waren, zeigt auch die Vorgeschichte um das Denkmal an der Porta Westfalica, die reich an Possen ist: Da wurde um Standortalternativen gerungen, wurden Budgets nicht eingehalten, Bauunternehmer ausgetauscht und über Inschriften und den Grad der Idealisierung der Kaiserstatue gestritten. Doch am Ende gelang die Inszenierung der Denkmalsenthüllung tadellos. Auf bis zu 20.000 ausgewählte Besucher und Gesandte, aufgestellt in strenger Spalierordnung, konnte Kaiser Wilhelm II. am 18. Oktober 1896 bei seiner Auffahrt auf den Wittekindsberg blicken. In einem geistigen Klima der Sehnsucht nach Weltgeltung und schwarz-weiß-rotem Hurra-Patriotismus kam der Einweihung des großen Sandsteindenkmals deutschlandweite Bedeutung zu.

Noch heute führt eine große Freitreppe zum tempelartigen Kuppelbau mit der von Casper von Zumbusch gestalteten 7 Meter hohen Kaiserfigur. Auf ihrem 5 Meter hohen Sockel und unter einem 50 Meter hohen Baldachin überblickt sie – in einer Segensgeste auf den Säbel gestützt – die Westfälischen Lande. An die Stelle des Denkmalkults ist heute jedoch eine Denkmal- und Erinnerungskultur getreten, die versucht, nicht nur das Historische zu bewahren, sondern auch seine Funktion in der Nationalisierung der Massen zu reflektieren. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal steht dabei in einer ganzen Reihe monumentaler Nationaldenkmäler wie dem Kyffhäuserdenkmal in Thüringen, dem Deutschen Eck in Koblenz und dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal, die allesamt auf die Pläne des gleichen Architekten, dem Berliner Bruno Schmitz, zurückgehen.

Der Fernblick von der Terrasse des zur Weser steil abfallenden Wittekindberges auf Porta Westfalica, über das Wesergebirge und das Wesertal gewahrt ein beeindruckendes Landschaftspanorama. An der Stelle des Fernsehturms auf dem gegenüberliegenden Jacobsberg befand sich bis 1952 ein weiteres Monument zur Stärkung der vaterländischen Gesinnung aus der Kaiserzeit: Hier stand in Erinnerung an den ersten Reichskanzler ein 22 Meter hoher Bismarckturm.

Vom 7. bis 8. September 2013 wurde der Weg hinauf zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal erstmalig zur historischen Bühne. Spielszenen und Handwerkskünste erinnern unter dem Titel "Vom Wilhelm zu Widukind - 1000 Jahre Geschichte zu Fuß" an die Epochen zwischen der Zeit des Sachsenherzogs Widukind und dem Ende des Kaiserreichs unter Wilhelm II.